Die Bildungsrepublik Deutschland hat insoweit etwas von der unbefleckten Erkenntnis – das Bildungsniveau sinkt wie der Elbpegel, aber etwas bleibt ja immer haften, und sei's der Dreck von gestern. Wir sollten in die Türkei blicken, in die Zukunft, überall dorthin, wo sich eine neue Stadtgesellschaft etabliert, unabhängig von Bakschisch und evangelikalem Islam. Die Jugend will tanzen und arbeiten und Zukunft sehen – das eine verweigern die neuen Mullahs, das andere die Troika. Für Letztere ist der Absturz der Börsen weit schlimmer als der Absturz der Menschenrechte. Denn darum geht's in Wirklichkeit – um das größte Atomkraftwerk der Welt, die längste Brücke, das schönste Shoppingcenter – Cannstatter Zuckerlefest statt Weihnachten.
Stuttgart 21 ist also tatsächlich überall – schneller, größer, dicker, aber nicht weiser. Erdogan heißt die Investoren aus dem Daimlerland willkommen, die Menschenrechtskommission der EU wartet mit Wolfgang Borchert draußen vor der Tür. Inzwischen füllen sich die mager gewordenen Leserbriefspalten der absolut unabhängigen Tageszeitungen hier wieder – allseits wird die Islamisierung am Beispiel einer so schönen Stadt wie Istanbul beklagt, Kopftücher, Kopftücher, Kopftücher! Und die einst so preiswert erworbene Wohnung mit Blick auf den Bosporus kann unter diesen Umständen kaum genutzt werden.
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