Adolf Hitler, meinen die einen, die Generäle, meinen die anderen, Verrat in den eigenen Reihen, sagen die Dritten – oder das Versagen der zweiten Frontlinie, der Nachschub, die Italiener, Kamerad Schnürschuh, die Partisanen. Mit Letzteren hat man auf deutscher Seite allezeit kurzen Prozess gemacht – Derrick würde das wissen. "Immer vornehm, Robert", sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau anerkennend, wenn sie das Risiko einging, in der DDR Derrick zu gucken. Aber auch das muss mal gesagt werden: Horst Tappert stand für deutsche Tugenden wie Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit, sagte der "Spiegel" – das war allerdings am 15. 12. 2008. Heute sagt's der "Spiegel" auch anders.
Aber hinterher sind wir alle schlauer, da geht's uns nicht anders wie der politischen Oberklasse im Bayerischen Landtag. Wenn die Abgeordneten geahnt oder gar gewusst hätten, dass das alles Unrecht ist, was sie da treiben, hätten sie natürlich die Finger von den Vettern gelassen. Der Abgeordnete als solcher ist ja auch nur ein Mensch, selbst wenn er für die Grünen oder die SPD in den Münchner Landtag gerutscht ist.
Und so gesehen trifft sich die ganze Mischpoke in den Zeiten der politischen Niederlagen vielleicht mal beim Weißwurst-Frühstück mit Susanne Filbinger-Riggert, die ihnen dann die Leviten liest: Was damals Recht war, konnte genauso gut Unrecht sein – weiß man's? Eine Tochter schaut unter den deutschen Teppich der eigenen Familie – Hut ab! Da kommt selbst Hans-Ulrich Rülke, der Fraktionschef der FDP im Stuttgarter Landtag, zu spät mit seiner Filbinger-Würdigung. Der war kein Naziverbrecher, urteilt der Liberale über den Nazi.
1 Kommentar verfügbar
Ulrich Schilling
am 14.05.2013hinterher ist man immer schlauer. Wie Sie - oder ich - mich unter den damaligen Umständen verhalten hätten - wissen wir beide nicht. Selbstgerechtigkeit aber ist schon ein sehr schlimmes übel. Auch der Hinweis auf Sowjet-Exzesse rechtfertigt nicht, dass man - aus einer…