Wer diesen Menschen verstehen will, muss wissen, woher er kommt. Unterwaldach im Nordschwarzwald. 1950 bis 1970. Ein paar Bauernhöfe, eine Kapelle, ein Bach, ein Sägewerk, keine Kneipe, im Winter meterhoch Schnee und bis zu 28 Grad minus. Das aufzusagen reicht normalerweise, um zu beschreiben, wie Kargheit und Einsamkeit aussehen. Johannes Rauschenberger genügt es nicht.
Er malt eine Skizze. Eingezeichnet sind alle Höfe, Namen und Zahl ihrer Bewohnerinnen und Bewohner, das Sägewerk und der Bach, an dem sein Elternhaus liegt. Es ist das schattigste von allen. Insgesamt kommt er auf 36 Menschen, evangelisch, elf Häuser und sieben Misthaufen. Auch die Familie Rauschenberger wohnt über dem Kuhstall, lebt aber nicht mehr von der Landwirtschaft. Ihr gehört das Sägewerk, in dem der Sohn dem Vater von klein an zur Hand gehen muss. Wenn er zickt, gibt's Prügel, ist er folgsam, eine Bluna. Letzteres aber nur sonntags, wenn er mit dem Vater nach Bäumen Ausschau hält, die zersägt werden können.
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