Das Jahresende gibt uns den Anlass, Bilanz zu ziehen und darüber zu berichten, wie es Kontext 2012 ergangen ist. Wir können sagen: besser als erwartet, dank Ihres überwältigenden Zuspruchs. Daraus schöpfen wir die Zuversicht, mit der wir auch ins neue Jahr gehen.
Während andere fallen, klettern wir, Sprosse für Sprosse, und freuen uns wie Bolle über neue Leser und ihre Motive, zu Kontext zu greifen. Die Argumente ähneln sich dabei sehr: Ihr macht unabhängigen Journalismus. Und das führt dazu, dass wir in der Woche bis zu 15 000 Besucher im Netz registrieren. Erweitert haben wir unseren Leserkreis auch durch die taz, die Kontext seit November ihrer Wochenendausgabe in Berlin und den neuen Bundesländern beilegt. Damit sind wir fast bundesweit verbreitet, mit einer Auflage von 50 000 Exemplaren.
Das ist gut so, aber noch nicht gut genug. Noch immer ist Kontext ein idealistisches Projekt, das auf der Überzeugung gründet, wichtig für eine demokratische Öffentlichkeit zu sein – aber wirtschaftlich auf kurzen Beinen steht. Der Jahresetat beläuft sich auf etwas mehr als 200 000 Euro, die durch derzeit 1100 Soli-Abonnenten, die taz-Lizenzgebühr und Spender aufgebracht werden. Davon müssen eine fünfköpfige Redaktion, zwei Fotografen, ein Lektor, das Büro und dessen Verwaltung sowie die Honorare der inzwischen 30 freien Autoren bezahlt werden. (Dass etliche von ihnen nach wie vor unentgeltlich schreiben, sei nicht nur am Rande erwähnt.) In diesem engen Rahmen bewegen wir uns bei Tagessätzen in Höhe von 100 Euro. Die Abokampagnen kommen also nicht von ungefähr.
Noch ein Wort zu den Spenden: Im August diesen Jahres hat der Kontext:Verein für ganzheitlichen Journalismus, der Herausgeber der Zeitung ist, von der Wiedeking-Stiftung einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro erhalten. Ausgewiesen ist der Betrag ausdrücklich und ausschließlich für Kontext-Bildung, also für die pädagogische Arbeit unter anderem in Schulen und Hochschulen. Diese Zuordnung ist wichtig zu betonen, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, die Redaktion könnte hierdurch in eine irgendwie geartete Abhängigkeit vom Namensgeber und Finanzier der Stiftung, Wendelin Wiedeking, geraten. Gerade vor dem Hintergrund der Anklage gegen den ehemaligen Porsche-Chef erscheint uns diese Klarstellung, die von Vereinsvorstand, Beirat und Redaktion getragen wird, bedeutsam.
Offen ist noch, welche Schlüsse wir aus der Einstellung der Zeitung "Einund20" ziehen werden. In mehreren Gesprächen mit Walter Sittler und Wolfgang Schorlau, deren Verein (Artikel 5 e. V.) das Blatt mit erheblichen Mitteln unterstützt hat, sind Lösungen gesucht, aber noch nicht gefunden worden. Doch auch hier gilt: nichts überstürzen, in Ruhe überlegen und immer an die LeserInnen denken. Sie sind übrigens herzlich eingeladen, sich an der Debatte zu beteiligen.
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