Schon bemerkt: die Buttons werden wieder mehr. Raus aus den Schubladen, ran ans Revers – die Gegner des unterirdischen Bahnhofs sind wieder da. Möglich gemacht hat's die Bahn mit einem entscheidenden Fehler: Sie hat die Schwaben unter Niveau belogen.
Eigentlich haben wir ganz anders geplant. In dieser Ausgabe sollte eine wunderbare Weihnachtsgeschichte von Heinrich Steinfest stehen. Norbert Blüm und Rolf Henkel sollten sich über Gott und die Welt streiten, und Anna Hunger wollte sich liebevoll um den Heiligen Josef kümmern. Und dann kam alles anders. Dann kam die Bahn in Gestalt des unseligen Kefer und erzählte eine ganz und gar unweihnachtliche Geschichte: das Märchen von einem Tiefbahnhof, der nur eine Milliarde Euro teurer werden soll.
Wahrscheinlich ist es uns ergangen wie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Wir wollten nicht glauben, was wir alle gewusst haben: dass die 4,5 Milliarden Euro für den unterirdischen Bahnhof nicht zu halten sind. Jetzt ist es eben offiziell und gibt dem Streit eine neue Qualität, man könnte auch sagen, ein neues Erregungspotenzial, das eine neue Grundlage hat. Sprich, der Schwabe will nicht unter Niveau belogen werden. Und deshalb werden die Buttons wieder mehr. Das ist der eine Grund.
Der andere ist grün. Mit einer Mischung aus Empörung und Staunen registrieren die BürgerInnen, wie tatenlos die Regierung Kretschmann dem Treiben der Bahn zuschaut. Sie nehmen zur Kenntnis, dass sie nicht mehr bezahlen will und ansonsten die Volksabstimmung gilt. Und weiter? Nichts weiter. Kein Ende des absurden Theaters.
Für jemanden, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Grünen auf die Finger zu schauen, entsteht daraus ein Auftrag. Nämlich der, darüber zu berichten, wo die Schwachstellen sind. Deshalb hat Kontext diese Ausgabe umgeschmissen und bittet schon vorsorglich um Verzeihung bei all jenen, die das Thema Stuttgart 21 nicht mehr ausstehen können. Sie soll es tatsächlich geben, aber es gilt eben nach wie vor, dass S 21 mehr ist als ein Bahnhof. Es ist ein Lehrstück in Sachen (misshandelter) Demokratie. Und zu Ihrer Beruhigung: Steinfest & Co. reichen wir in der nächsten Ausgabe nach.
In unserer vorletzten Ausgabe haben wir das Café Kontext mit unserer gelben Kampagne beworben und in der vergangenen Woche gleich eine Veranstaltung in der Stiftung Geißstraße nachgeschoben: "Nach der Schlecker-Pleite: Haben Genossenschaften wieder eine Zukunft?" Zu Gast waren die beiden Ex-Schlecker-Verkäuferinnen Heike Baier und Sandra Ferrace, die demnächst einen Drehpunkt-Dorfladen eröffnen, Christina Frank von Verdi, Wilfried Münch, der Leiter der GLS-Filiale Stuttgart, Helmut Götz vom Oikocredit Förderkreis Baden-Württemberg und Johannes Rauschenberger, Wirtschaftsprüfer und langjähriger Aufsichtsrat der taz-Genossenschaft. Moderiert hat unser zweiter Vereinsvorstand Rainer Stieber.
Wir haben uns gefreut, dass wir ein wenig Licht ins Dickicht des sperrigen Genossenschafts-Themas bringen konnten und bedanken uns bei unseren Gästen und unserem Publikum für einen Abend voller spannender Diskussionen und toller Fragen. Das nächste Café Kontext wird Mitte Januar stattfinden, also gleich im Kalender vormerken!
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