Nachdem das Jahr mit diesem bizarren Fiebertraum von Donald Trumps zweiter Amtseinführung als US-Präsident startete und auch die Folgemonate mit allerlei surreal anmutenden Schlagzeilen auftrumpften, ist die Kontext-Redaktion sehr glücklich über ein paar gute Nachrichten zum Jahresende: Einmal ist da die große Spendenbereitschaft unserer Community, die unserer werbefreien Zeitung ermöglicht weiterzumachen – ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützerinnen und Sympathisanten. Und weil ja Weihnachten ist, wünschen wir auch allen, die uns nicht leiden können, ein paar besinnliche Festtage, unabhängig von der Konfession.
Honoriert wurde unsere Arbeit in diesem Dezember aber nicht nur durch freiwillige Geldzuwendungen. Kontext-Chefin Anna Hunger wurde vom "Medium Magazin" zur "Chefredakteurin regional 2025" gekürt. Ta-taaa! Gleich wird die Redaktion einen Kopf größer. In der Begründung schreibt die Jury, Hunger schaffe es, "Streitlust, Neugier und Transparenzgebot mit professionellen Ansprüchen und einer vorbildlichen Talentförderung zu verbinden". Auch der "unermüdliche Kampf für journalistischen Quellenschutz" wird lobend hervorgehoben.
Der letzte Punkt hängt offenbar mit unserem langjährigen Rechtsstreit mit einem Neonazi zusammen: Wir hoffen darauf, dass der Bundesgerichtshof eine Revision annimmt, nachdem sich das OLG Frankfurt unserer Meinung nach etwas zu sehr für die Quelle hinter rechtsextremen Chatnachrichten interessierte. Auch damals haben wir um Spenden gebeten, um uns das sechsstellige Prozesskostenrisiko leisten zu können – und es kam so viel zusammen, dass wir damit einen Recherchepool aufbauen konnten, der rechtsextremen Strukturen im Südwesten auf den Zahn fühlt. Veröffentlichungen erfolgen nun im Wochentakt – allerdings nicht in unseren beiden Online-Ausgaben an Weihnachten und Silvester. Weiter geht es damit also am 7. Januar.
Keine Pause macht übrigens die Kontext-Redaktion, da sind wir hart wie der Spitzensport. Wochenzeitungen wie die Schweizer WOZ oder die "Jungle World" legen zum Jahresende eine Winterpause ein – aber hier im Schwabenland wird Arbeitsethos eben noch großgeschrieben. Extra groß bei unserem Sport-Kolumnisten Bernd Sautter: "Vorbei die Zeiten, als man den Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern ein paar Tage Weihnachtsruhe gönnte", bilanziert er. Und freut sich ganz besonders darauf, zwischen den Jahren auf der Couch zu liegen, um anderen beim Schwitzen zuzusehen. Und wie verbringen Sie die Feiertage?
Anderen Menschen geht es weniger gut zur Weihnachtszeit, und so haben wir in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt auf das Thema Flucht gesetzt: mit einem Porträt von Thomas Nuding, der als Kapitän der "Sarah" Ertrinkende im Mittelmeer rettet. Mit einer Vorstellung des Asylzentrums Tübingen, das seit knapp vier Jahrzehnten Geflüchtete berät. Und mit zwei syrischen Familien, die vor zehn Jahren geflohen sind und erklären, warum Deutschland trotz Widrigkeiten ihr Zuhause bleibt.
Seltsame Anekdoten
Eine Tendenz zum fantasievollen Ausschmücken scheint sich beim Chef der baden-württembergischen CDU bemerkbar zu machen: Manuel Hagel, Spitzenkandidat der Landtagswahl 2026, wurde bereits dabei ertappt, wie es sich auf Flyern als "Diplomierter Bank-Betriebswirt" bezeichnete – was nach einem offiziellen akademischen Abschluss klingt. In Wahrheit hat Hagel aber nur eine einjährige nebenberufliche Weiterbildung an der privaten Frankfurt School of Finance & Management absolviert.
Anfang Dezember berichtete der "Südkurier" von einer weiteren Ungereimtheit: Hagel habe bei einem Kamingespräch des "Business Club Stuttgart Schloss Solitude" beschrieben, wie der SWR ein Interview mit ihm nicht gesendet habe, weil er, Hagel, nicht gendern wollte. Merkwürdig an der Geschichte: Der SWR weiß davon nichts.
Vergangene Woche berichtete nun die "Stuttgarter Zeitung" von einem weiteren Schönheitsfehler: Demnach schilderte Hagel kürzlich bei einer CDU-Veranstaltung im Schwarzwald, wie er "vor ein paar Wochen" Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) begegnet sei – durch Rückfragen kam dann heraus, dass dieses Ereignis "bereits vor einigen Jahren" stattgefunden habe. StZ-Autor Andreas Müller deutet an, dass die anekdotische Evidenz von Hagel womöglich nicht so viel wert ist. Da lässt sich nur hoffen, dass seine Ideen für Baden-Württemberg auf mehr Fakten basieren.
Frohe Weihnachten!




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