Nun hat er sich selbst eine Kanone gekauft. Noch zum dritten Kontext-Geburtstag 2013 hat uns Constantin Seibt mit einem Lieblingswitz unter Schweizer JournalistInnen überrascht. "Österreichische Armee, mitten im ersten Weltkrieg. Soldat Izkovitch schlägt dauernd quer. Der Oberst lässt ihn rufen und sagt: 'Izkovitch! Sie wissens, ich weiß es: Sie sind a intelligenter Mensch. Aber Sie passen einfach nicht zu uns. Wissens was, Izkovitch: Kaufens sich a Kanon und machens sich selbständig!'" Und schrieb uns ins Poesiealbum: "Wovon Schweizer Journalisten nur träumen, Kontext hat es verwirklicht. Gratulation!"
Nun ist es an uns, dem Schweizer Kollegen zu gratulieren. Er hat sich ebenfalls selbständig gemacht und mit Hilfe vieler Spender eine eigene Zeitung gegründet. R wie "<link https: www.republik.ch external-link-new-window>Republik". Fast punktgenau zum heutigen Tag der Pressefreiheit haben Constantin Seibt und seine journalistischen Mitstreiter gleich eine Riesenkanone gekauft, worauf wir, in aller Solidarität, ein bisschen neidisch sind. Denn innerhalb weniger Tage hat der Kollege via Crowdfunding mehr als zwei Millionen Franken eingesammelt und bis Redaktionsschluss hatte die "Republik" schon mehr als 10 000 Mitglieder. Inzwischen liest man in den Tweets von Constantin Seibt neben der Freude auch ein bisschen Angst heraus: Die Erwartungen sind hoch, nun müssen sie liefern. Unser Autor Michael Lünstroth hat mit dem Schweizer Wundermacher gesprochen und fragt sich: <link https: www.kontextwochenzeitung.de medien revolution-der-repulik-4340.html _blank external-link>Hat der Journalismus einen neuen Messias gefunden?
Von solchen finanziellen Wundern kann die "<link https: www.seemoz.de _blank external-link>Seemoz" nur träumen. Dafür wurde die kritische Stimme vom Bodensee an diesem 1. Mai stolze zehn Jahre alt, eine lange Zeit für ein hauptsächlich spendenfinanziertes Onlinemagazin. Die Seemozler haben sich in dieser Zeit den Ruf erworben, nicht den kapitalkräftigen Strippenziehern das Wort zu reden, was wir durchaus sympathisch finden. Unser Autor Pit Wuhrer hat den Kollegen vom Bodensee die Kerzen auf der Geburtstags-Torte angezündet unter dem Motto: <link https: www.kontextwochenzeitung.de medien nur-den-eigenen-flausen-verantwortlich-4338.html _blank external-link>Nur den eigenen Flausen verantwortlich.
Wir von Kontext freuen uns über alle MitstreiterInnen, die sich auf alte journalistische Tugenden besinnen: Recherchieren, nachfragen, sagen, was ist. Die Welt braucht Wachhunde, gerade in Zeiten von Mr. Fake-News-Trump. Dessen medienfeindliche Rhetorik hat die USA auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 43 abrutschen lassen. Gerade in Zeiten, in denen in der Türkei rund 150 JournalistInnen inhaftiert sind. Die <link https: www.reporter-ohne-grenzen.de presse pressemitteilungen meldung medienfreiheit-in-demokratien-bedroht _blank external-link>Länder-Rangliste, die "Reporter ohne Grenzen" zum Tag der Pressefreiheit aktualisiert hat, zeigt, wie wichtig diese Wachhunde sind.
Und es braucht sie nicht nur auf der Weltbühne. Es braucht sie auch auf der kleinen Bühne, im Land, in der Region, in der Stadt. Es braucht die ExpertInnen, die den BürgermeisterInnen auf die Finger schauen, den örtlichen Handwerkern oder der Landespolitik. In diesem Sinne ist die Neugründung aus Bern auch eine Bestätigung.
Die Bewegung in der Zeitungslandschaft jenseits der großen Verlage, – von "Correctiv", "Übermedien", <link https: www.kontextwochenzeitung.de extra die-kontextwochenzeitung unterstuetzen-sie-kontext-jetzt soli-formular.html _blank external-link>Kontext und wie jüngst "Republik" – sie sind immer wieder ein Impuls, über Meinungs- und Informationsfreiheit nachzudenken. Es wird wieder diskutiert über die Wächterfunktion der Presse und darüber, was der Gesellschaft guter Journalismus wert ist. Das stärkt das Bewusstsein über die Rolle von JournalistInnen für eine Demokratie und die Pressefreiheit.
3 Kommentare verfügbar
Bernhard Meyer
am 03.05.2017