Der Lokalchef der "Stuttgarter Nachrichten", Jörg Hamann, wechselt zur Deutschen Bahn. Den Blättern vor Ort war es eine dürre, von dem Staatskonzern formulierte Meldung wert. Sonst war Schweigen im Blätterwald. Ist nur ein Sack Reis umgefallen oder zucken wir mit den Schultern: business as usual?
Die coole Variante: Kein Problem, mehr Geld für die gleiche Arbeit, nur die Gehaltsabrechnungen tragen einen anderen Absender. Und wenn man die Lage im Stuttgarter Pressehaus betrachtet, ist es ein Jobwechsel mit einer Perspektive, die der Journalismus (angeblich) nicht mehr bietet.
Die empörte Variante: Moralisch verwerflich, Verrat an einem Beruf, der für Aufklärung, Kontrolle und Bemühen um Wahres steht. Also genau jenes leisten sollte, was in den PR-Abteilungen der neuen Arbeitgeber nicht zum Kerngeschäft gehört. Wolfgang Dietrich, Hamanns Vorgänger, lässt grüßen.
In dieser Bandbreite ist das Thema zu diskutieren, weil es an den Grundfesten eines Berufsstandes rüttelt, der eben nicht mit Seifen handelt. Sondern mit Informationen, Analysen und Kommentaren, denen eine demokratische Öffentlichkeit trauen kann. Dazu braucht es kritische und unabhängige Medien und JournalistInnen, die dafür arbeiten.
Kontext hat den Fall Hamann zum Aufmacher gewählt. Nicht, weil die Person wichtig wäre, sondern weil sie eine Symbolfigur ist für eine fatale Entwicklung. Für die Beliebigkeit einer Profession, in der es ganz normal erscheint, ins andere Lager zu wechseln, Hauptsache das Konto stimmt. Für die Ignoranz in den Verlagshäusern und Rundfunkanstalten, die sich als Warenhäuser verstehen und wundern, dass ihre Produkte immer weniger Kunden finden. Aber immer noch sagen sie, die Glaubwürdigkeit sei ihr höchstes Gut.
Der Medienjournalist Hans Hoff, ein profunder Kenner der Materie, hat daraus seine Konsequenz gezogen. Er will sich aus diesem Gewerbe verabschieden, weil der Journalismus "nicht mehr existiert", weil er eine "tote Hülle" und Moral das ist, "was Klicks bringt". Eine bittere Erkenntnis, aber vielleicht auch ein Weckruf für alle, die schon am Bahnsteig warten.
Hoff bezieht sich, als letzten Auslöser, auf die Berichterstattung über den Airbus-Absturz. Genauso wie Thomas Rothschild, der die Heuchelei der politischen Trauer und das Verhalten der medialen Transporteure kritisiert. Das PEN-Mitglied schreibt, dass sich jene, die über das Flugzeugunglück berichtet haben, bald wieder "wichtigeren Themen" zuwenden würden: Dem Abspeckprogramm für Hund und Herrchen oder der Scheidung von Bettina und Christian Wulff. Auch diese beiden Texte mussten in Kontext stehen, egal wie egal es dem Zeitgeist ist.
"Ihr schon wieder"
Präsidial könnte man es nennen, wie OB Fritz Kuhn am Montag die zehn Aktenordner mit mehr als 20 000 Unterschriften in Empfang nahm, die ihm die Initiatoren eines Bürgerbegehrens um Christoph Engelhardt, Betreiber der Internet-Plattform wikireal.org, übergaben. Der neue Bahnhof leiste deutlich weniger als der Bestehende, <link file:15013>argumentieren die Projektgegner.
17 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 07.04.2015Falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten: Die Informationen zu S 21 sprechen gegen das Projekt - insofern haben Sie alle Recht.