Irgendwo hat Werner Meier gelesen, dass Kontext eine bedeutende Zeitung sei. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet: Seitdem spuckt unser Fax mindestens wöchentlich seine Stammtischparolen in unsere Redaktion. Darunter leiden wir nicht allein. Mindestens 50 Zeitungen, vom "Focus" über die "Neue Westfälische" bis hin zur "Zeit", haben das zweifelhafte Vergnügen, wild bekritzelte Zeitungsausschnitte mit Ausländer-raus-Parolen oder Schwulenhatz lesen zu müssen. Alles, was der viel zitierten gesunden Menschenverstand halt so hergibt. Denn der Mann aus Herford ist seit 20 Jahren überzeugt davon, dass seine radikal-populistische Weltsicht wichtigen Medien und Menschen nicht vorenthalten werden darf.
Nun flattert uns ja so allerhand Kurioses in die Redaktionsstube. Kerrygold sucht Deutschlands Butterkönig und meint, dass Kontext dafür die geeignete Abspielbühne sei. Andere hoffen, dass auch wir ein Herz für Tiere haben und wollen ganz bescheiden auf ihr Paradies für Meerschweinchen aufmerksam machen. Von der "Liebe nach den Wechseljahren" und den "intensiveren Orgasmen für Rechtshänder" ganz zu schweigen. Letzteres wollen die Dildoverkäufer mit einem ganz neuen Gerät erreichen. Jens Meier befindet sich also in guter Gesellschaft.
Besonders befeuert hat den 70-Jährigen jüngst Conchita Wurst. Nein, es geht nicht um Dildos. Werner Jens Wilhelm Meier sieht durch die Frau mit Bart das Ende Europas heraufdämmern, ganz im Einklang mit russischen Ultranationalisten. Selbstverständlich hat der Mann, der in seiner Freizeit als Hauptmann von Köpenick oder als Lügenbaron auftritt, nichts gegen Schwule und auch nicht gegen Ausländer. Allenfalls hat er was dagegen, dass die einen heiraten dürfen und bei den anderen zu viele Salafisten unterwegs seien. Pervers! Kaputt! Dekadent! Da gehen die Butterkönige und Dildoverkäufer etwas subtiler vor.
Doch sie versuchen ja auch nicht seit Jahrzehnten erfolglos, die Welt mit ihren Mails und Faxen zu verändern.
2 Kommentare verfügbar
Ulrich Scheuffele
am 21.05.2014