Gerade die Wochenenden vor Weihnachten arten für viele Menschen in reine Shopping-Exzesse aus. Wer kennt nicht die Bilder von Menschenmassen, jeder Mensch für sich und doch Masse mit Tasche und Tüten – mit Schieben und Stoßen und Schnaufen und der ständigen Angst, man könnte Letzter sein bei der Schnäppchenjagd, gewissermaßen ein Leerverkauf?
Zugegeben, es ist noch etwas hin bis Weihnachten, auch wenn unmittelbar nach den Sommerferien die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade auftauchen, verstohlen noch, aber an den feierlichen Gesichtern des Personals sehen wir: die haben schon was in der Hinterhand, rücken es aber noch nicht raus. Jetzt nähern sich die Tage, an denen sich die Atmosphäre in den Shops und Kaufbürger-Zentren unmerklich verändert, das Licht wechselt ins Wärmend-Vertraute, und in den Pissoirs der besseren Establishments klingt auch die Musik anders, bereitet uns auf das Große vor, von den launigen Sommertrillern hin zum "Kling, Glöckchen, klingelingeling".
Dieser Zustand brachte den Konsumterroristen Ted Dave im Jahr 1992 auf die Idee, in Vancouver den "Buy Nothing Tag" ins Leben zu rufen. Ich kauf nix, wie Fritz Teufel zu Herrn Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler gesagt haben würde, wenn er noch da wäre. Eine Haltung freilich, die der Zivilgesellschaft in den Rücken fällt, wo die sich doch eben erst aufrafft, die demokratischen Faustregeln zu begreifen.
Gerade in Zeiten der Krise heißt es daher kaufen, kaufen, kaufen, was das Zeug hält, denn Weihnachten könnte es zu spät sein. Insider erwarten, dass die Bankenkrise unmittelbar nach den Sommerferien zuschlägt, aber so, dass kein Auge trocken bleibt.
Ich rate, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau zu DDR-Zeiten im Konsumrausch, zu Bückware mit Verfallsdatum – wie bei der BSE-Krise. Der echten können wir nur mit Ohnmacht begegnen – oder eben ein Occupy-Camp vor unserer heimischen Postbank aufmachen, erstens, weil die jetzt der Deutschen Bank gehört, und zweitens, weil sich Erstere ganz offensichtlich an den Zinsmanipulationen beteiligt hat. Mein Rat: zugreifen, bis die Blase platzt, und immer dran denken, was Norbert Blüm gern zu Frank Walter Steinmeier gesagt hat: Meine Rente ist sicher.
Wer allerdings so oder so in Urlaub fährt oder sich bereits auf einem Kreuzfahrerschiff befindet, sollte sich so verhalten, als sei gar nichts, und dort bleiben, bis sich die Situation in Gesamtdeutschland wieder beruhigt hat.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die AnStifter.
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reiner tiroch
am 25.07.2013