Aber der Reihe nach. Früher, als die Frauen noch wussten, dass ihr Platz hinter dem Herd ist und im Ehebett, gab es mal Maskulinisten. Die wollten die Vorherrschaft des männlichen Geschlechts für alle Zeiten zementieren, bekämpften den aufkeimenden Feminismus und beriefen sich dabei beispielsweise auf den 1900 erschienenen Essay des Neurologen und Psychiaters Paul Julius Möbius. Titel: "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes". Womit die Fronten klar waren.
Internet-Kreuzritter im Namen des Herrn
Heute aber werden Männer unterdrückt, und das von bösen Frauen unter Führung der fiesen Oberemanze Alice Schwarzer, jammern die Maskulisten. Die Gesellschaft, poltern die Internet-Kreuzritter im Namen des Herrn, sei total feminisiert. Weiber überall, und mächtige noch dazu. Die Frau als solche profitiere allerorten, lasse sich von der männlichen Lohnarbeiterkaste aushalten und über Steuern quersubventionieren, während dem armen Unterhaltszahler nichts bleibe außer Schlägen, denn fast alle Gewalt gehe von Frauen aus.
Wohingegen Geschlechtsverkehr immer einvernehmlich zu nennen sei, da der Fortpflanzung dienlich und somit dem Lebenszweck der Frau entsprechend. Weswegen auch Frauenhäuser dringend abgeschafft gehören. Sexualisierte Gewalt, strukturelle Benachteiligung, Lohndiskriminierung – alles feministische Mythen.
Wer diese "Wahrheiten" auszusprechen wage, werde mit Denkverboten und Zensur belegt, ausgeübt vom mafiös installierten feministischen System. Sie landen trotzdem im Netz, dank der chauvinistischen Jammerlappen. Auf maskulistischen Homepages, die programmatische Titel tragen wie "Manndat" oder "Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land". Und weil da keiner hinsurft, der nicht ohnehin danach sucht, wird getrollt, was das Zeug hält.
In der Anonymität lässt sich mutig poltern
In Scharen stürzen sich die selbst ernannten Männerrechtler in den Kampf um die Deutungshoheit im Netz, wo immer auch ein Fitzelchen Feminismus aufscheint. Die Wortwahl der Herren Freiheitskämpfer ist dabei selten zimperlich. "Fotze, Hure, Schlampe", es geht selten ohne das volle Brett sexistischer Beschimpfungen. Inhaltlich bewegen sich die Einträge zwischen selbstmitleidigem Gewimmer, dem ständigen Wiederholen pseudowissenschaftlicher Stereotype und Verschwörungstheorien – gerne auch rechts der Mitte.
Aus der Deckung wagen sich die Opfer der Femokratur nur selten: Kommentiert wird anonym oder unter Pseudonym. Wäre ja auch zu blöd, wenn die Chefin solches Gewäsch im Netz entdecken und den armen Schreiber dann gegen seinen Willen aus der Zwangsstruktur Arbeit befreien würde. Wer sollte dann auch den fürstlichen Unterhalt der Exfrau bezahlen?
Im realen Leben sind die Herren Kreuzritter bei Weitem nicht so gefährlich, wie sie sich auf dem digitalen Parallelplaneten geben. Während dort vollmundig auf alles eingedroschen wird, das kein eindeutig männliches Geschlechtsteil zwischen den Beinen trägt, und dem angeblich allgegenwärtigen Genderismus der Kampf angesagt wird, trauen sich Maskulisten kaum in die reale Öffentlichkeit. Gibt ja viel zu viele Frauen da draußen, und die sind gefährlich. Viele böse Worte für ganz schön viel nichts dahinter also, die viel zitierten Eier in der Hose haben die Möchtegern-Macker nicht.
Kein Wunder, droht doch die Zwangskastration: Nachdem Lorena Bobbitt 1994 ihrem Ehemann und Vergewaltiger das Geschlechtsteil abgeschnitten hat, könnten das ja alle Frauen tun, argumentieren die Online-Maulhelden. Da gilt es, das eigene Gemächt durch geschickte digitale Tarnung zu schützen. Aber Achtung Herrschaften: Die Li-la-Latzhosen-Fraktion 2.0 schläft nicht.
1 Kommentar verfügbar
Hans
am 08.07.2013