In diesen trüben Tagen, zwischen Kriegsgräber-Vorsorge und Advent, geht dem einen oder der anderen mitunter ein Lichtlein auf. Sei es, dass man plötzlich erkennt, dass selbst die Mächtigen ihre Süppchen nur mit Wasser kochen, sei es, dass man die Geduld und Übersicht verliert zwischen Bauleitplanung und grün-roter Akteneinsicht, wenn man sich mehr Demokratie herbeisehnt. Der Wahlmensch als solcher mag den Kretschmann'schen Trost so wenig wie den Grohmann'schen – den Trost, dass alles seine Zeit hat. Er will Taten sehen und vergisst Schmiedel, aber er weiß auch, dass der schwarze Filz durchaus in roten oder grünen Pantoffeln daherkommen kann. Wetten – bei Toto-Lotto?
Friede sei mit euch, greift jetzt nicht gleich zur Waffe! Denn selbstverständlich geht's hier wie beim internationalen Waffenhandel weder um Menschenrechte noch um Demokratie, sondern um Gewinn – praktisch wie bei jeder guten Zeitung. Warum also sollte das mit dem Gewinn nicht auch für die grün-roten Vorposten gelten?
Mit ganzem Herzen hängt man am Mund der Bürgerbewegungen, warum und wohin immer sie sich bewegen. Mitunter flüstern wir ihnen, wie weiland der Pferdeflüsterer, den einen oder anderen Rat ins Ohr – mit dem Versprechen, zur Stelle zu sein, wenn was schiefgeht. Wir da oben. Und wir flüstern weltweit – abwechselnd in Israel oder Syrien, in Tunesien oder Ägypten, je nachdem, wohin unser Pferdle gerade rennt. Mal flüstern wir Hü, mal Hott.
Wir haben auch früher geflüstert – für Franco oder Salazar (nein, mit Franco ist nicht der nette Italiener in Korntal gemeint, sondern der böse Spanier im Himmel). Wir haben, Kontext-Leser wissen das und mehr, abwechselnd für die griechische und die türkischen Militärdiktaturen geflüstert, wir sind bestens zurechtgekommen mit afrikanischen, asiatischen, mittel- und südamerikanischen Machthabern, auch wenn die brutal und hundsgemein waren. Allerdings nur unter einer Bedingung: es musste was zu holen sein. Bodenschätze. Stützpunkte. Rohstoffe. Oder eben demokratische Vorposten mit guten Aussichten. Für umme haben wir nie geflüstert.
Völker mögen ihre Pferde wechseln – die Schätze der Erde müssen dennoch und zu allen Zeiten gehoben und verteilt werden. Die Sahne für uns. Wir sind bereit, und wir stehen immer hinter der Kasse – der Kavalier genießt und schweigt, hätte meine Omi Glimbzsch aus Zittau gesagt. Wie die Sphinx. Die hätte dafür was auf die Nase gekriegt, aufs Maul, auf den Schnabel, wenn sie unser Wappentierle wär: Der badische Greif und der württembergische Hirsch nehmen, was kommt.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die Anstifter.
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