Wenn Lachen wirklich ansteckend ist, ist Frank Nopper ein Superspreader. Sein Grinsen reicht von Ost bis West, geht weit über beide Ohren hinaus, kitzelt den Mond, bis auch er glucksen muss und erwärmt die Herzen fern und nah. Sollte es eines Tages gelingen, das charismatische Strahlen des Stuttgarter Oberbürgermeisters zur Energiegewinnung anzuzapfen, wäre nicht nur die Klimakrise auf einen Schlag Vergangenheit, die Strompreise würden in den Keller fallen. SchülerInnen könnten dem Freitagsunterricht wieder ohne Gewissensbisse beiwohnen, Professoren müssten nicht mehr auf Bäume klettern und Noppers konservative Parteifreunde dürften aufhören, die Bewegung für intakte Lebensgrundlagen unter Terrorverdacht zu stellen.
Bis diese rettende Durchbruchstechnologie Realität worden ist, trüben ein paar Wölkchen das allgemeine Wohlbefinden. In Grönland deuten viele Indizien daraufhin, dass jüngst ein Kipppunkt im Klimasystem überschritten worden ist, womit die Gefahr einer unkontrollierbaren Erderhitzung schlagartig zunimmt. Die Umweltingenieurin Odette Deuber ist angesichts dieser eskalierenden Katastrophe skeptisch, ob sich die Krise allein mit Fleischverzicht und Fahrradfahren bewältigen lässt – und fordert im Podcast mit Stefan Siller ein neues Wirtschaften, mit "mehr Kooperation statt Wettbewerb".
Eine Abkehr vom Raubtierkapitalismus würde sicher auch die vielen Kinder erfreuen, die in Sklaverei-ähnlichen Zuständen fürdeutsche Profite schuften müssen (dass sich daran etwas ändert, wusste unsere christlich-sozialdemokratische Bundesregierung jüngst zu verhindern). In einer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die weniger auf enthemmte Konkurrenz ausgerichtet wäre, gäbe es womöglich auch nicht ganz so viele barbarische Zivilisationsbrüche zu beklagen. Zum Beispiel in der europäischen Flüchtlingspolitik an der tödlichsten Grenze der Welt, die für den Sozialwissenschaftler Karl Kopp nur dann noch ein neues Tabu brechen könnte, wenn sie zum gezielten Schiffeversenken überginge.
Doch gerade in Zeiten mit viel Schatten braucht es strahlende Vorbilder. Vorbilder wie Frank Nopper. Erst vor wenigen Wochen pinselte der Rathauschef Regenbögen auf die Stuttgarter Böden, um das nach dem Querdenker-Demo-Eklat ramponierte Image der Landeshauptstadt aufzupolieren. Und am vergangenen Montag wurde die Stadt von einem besonderen Prachtexemplar dieser ikonischsten aller Naturerscheinungen beglückt: Der Doppelregenbogen vom 24. Mai war den "Stuttgarter Zeitungsnachrichten" eine Bildergalerie wert, schließlich müssen die positiven Seiten in düsteren Zeiten besonders beleuchtet werden. Wäre der Regenbogen übrigens nur einen Tag später erschienen, hätte Frank Nopper sicher wieder megawattmäßig gestrahlt. Dann nämlich wäre der Bogen genau rechtzeitig zu Meister Noppers Geburtstag am Himmel aufgetaucht, zu dem wir heute nachträglich recht herzlich gratulieren möchten.
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