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Klinsi geht immer ran

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Jürgen Klinsmanns Medienberater darf seinen Satz immer dann loswerden, wenn der VfB Stuttgart vom nächsten Krisenschub gebeutelt wird. Ein neuer Präsident soll her? "Wenn jemand vom VfB Stuttgart anruft – egal aus welchem Grund –, wird er immer ans Telefon gehen", wird Roland Eitel dieser Tage zitiert. "So war das auch in der Vergangenheit immer." Stimmt genau, so war's schon immer. Etwa im November 2018. "Beim VfB Stuttgart würde Jürgen Klinsmann immer ans Telefon gehen", sagte eben jener Roland Eitel damals dem SWR, als der VfB einen neuen Trainer suchte. Falls es jemandem entgangen ist: wurde nix draus. Aber wenn der VfB übermorgen einen neuen Balljungen braucht, spekulieren wir jetzt mal ganz unverfroren, würde Allzweckwaffe Klinsmann zumindest mal ans Telefon gehen.

Umso alberner, was nun verschiedene Medien berichten. "Klinsmann offen für Rückkehr zum VfB", ist beispielsweise ein Text auf faz.net überschrieben, in dessen erstem Satz es dann aber heißt: "Jürgen Klinsmann wird sich beim VfB Stuttgart nicht bewerben." Aber hey, irgendwas könnte ja doch dran sein am Gerücht, immerhin hat er die Option nicht explizit ausgeschlossen. Und: Das fänd' auch der Winfried Kretschmann super.

Bitte was?! Wieso hat sich da noch kein Boulevard-Blatt unter dem Deckmantel des Qualitätsjournalismus draufgestürzt? Immerhin serviert sich hier schon der nächste Konflikt auf dem Silbertablett: Mit seinem Bekenntnis zu Klinsi fällt der grüne MP seinem Parteifreund Özdemir ja wohl eiskalt in den Rücken! Um den lief nämlich fast einen halben Tag lang die nicht minder groteske Kampagne "#YesWeCem", und weil mehr als drei Leute den Hashtag auf Twitter verwendet haben, muss auch darüber berichtet werden. "Wer böte sich für das Präsidentenamt bei den Roten besser an als der Grünen-Politiker und Fußball-Fan Cem Özdemir?", fragt etwa die "Stuttgarter Zeitung". Naja, ungefähr alle mit Fußballsachverstand. Sagt zumindest Cem Özdemir im Gespräch mit, man glaubt es kaum, der "Stuttgarter Zeitung". Er helfe ja, wo er könne. Aber: "Ich kann doch nicht sagen, der VfB braucht mehr Fußballsachverstand, und stehe gleichzeitig als Politiker für dieses Amt bereit", erzählte er dort vor gerade mal einem Monat – und Laien könnten dem Irrglauben aufsitzen, die Aussage sei relativ unmissverständlich. Nicht aber für die Exegese-Spezialisten bei der "StZ". Denen zufolge habe Özdemir hier "angedeutet, dass er sich selbst ein Engagement im Club vorstellen könne."

Vielleicht kommt ja sogar eine Doppelspitze mit Klinsi in Betracht, und als neuen Trainer könnten wir uns Günther Oettinger ganz gut ausmalen. Wir erwarten dann bis übermorgen mindestens 31 Artikel, die sich der nicht mit vollständiger Gewissheit auszuschließenden Option widmen, dass dieses schwäbische Dreamteam den VfB vielleicht noch retten könnte.

Nach CumEx-Enthüllungen: Verfahren gegen Journalisten eingestellt

Nach diesem kleinen Ausflug in die Welt der substanzlosen Spekulation nun zu einem Thema von Relevanz: 423 Tage lang hat die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen den Journalisten Oliver Schröm, Chefredakteur von "Correctiv", ermittelt. Er wurde verdächtigt, einen Informanten zum "Verrat von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen" angestiftet zu haben. Der Hintergrund: Schröm war maßgeblich daran beteiligt, mit dem CumEx-Betrug den größten Steuerraub in der deutschen Geschichte – 55 Milliarden Euro! – aufzudecken. Dabei soll er, so jedenfalls der anfängliche Verdacht, einen hochrangigen Mitarbeiter der Schweizer Bank Sarasin mit 3000 Euro dazu angestiftet haben, ihm vertrauliche interne Dokumente zuzustecken. Vergangene Woche wurde das Verfahren nun eingestellt, da kein hinreichender Tatverdacht bestehe, der eine Anklage oder weitere Ermittlungen rechtfertigen würde, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft. Der Zeuge, der Schröm belastete, habe sich bei seinen Aussagen in Widersprüche verwickelt. "Insgesamt bestehen Zweifel an der Glaubwürdigkeit", zitiert "Correctiv" die Behörde. Dort gibt es auch einen ausführlichen Hintergrundbericht zu lesen.


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2 Kommentare verfügbar

  • Peter Lendig
    am 17.07.2019
    Antworten
    Hallo Kontext-Redaktion, jetzt ist dann aber auch mal gut mit VFB. Dafür wurde Kontext nicht gegründet ;-)

    PS: In China fällt gerade ein Sack Reis um.
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