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Mikrosekunde Ruhm

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Für manchen ist es ein Traum, einmal im Tatort aufzutauchen. Für Sandro Mattioli, Kontext-Redakteur im Gründungsjahr 2011, geht er im neuen Jahr in Erfüllung. Der Journalist hat sich als Mafia-Experte einen Namen gemacht, wohnt inzwischen in Berlin und ist dort Vorsitzender des Vereins "Mafia? Nein Danke". Jetzt ist der Kollege im neuen Tatort am kommenden Sonntag zu sehen. Er darf neben Peter Sattmann im Restaurant sitzen und eine Mikrosekunde lang in die Kamera lachen. Schnitt.

Das ist nicht abendfüllend. Aber mit dem Mini-Auftritt, darauf legt Mattioli Wert, hat er seine Visitenkarte abgegeben. Denn der Mafia-Experte hat für Drehbuchschreiber Patrick Brunken als wissenschaftlicher Berater gearbeitet. Sein Wissen über die Krake Mafia in Deutschland ist in den neuen Ludwigshafen-Tatort "Kopper" miteingeflossen.

Und das kam so. Eva Mattes, die ehemalige Tatort-Kommissarin aus Konstanz, wohnt in Berlin im selben Haus wie ein Vorstand des Anti-Mafia-Vereins. Man kam ins Gespräch und fragte sich: Warum nicht einmal das Giftmüll-Geschäft der Mafia und die unaufgeklärten Fälle in Deutschland zum Thema eines Tatorts machen? Über verschlungene Pfade landete die Idee beim Berliner Drehbuchschreiber Brunken. Und der Vorsitzende des Anti-Mafia-Vereins steuerte seine Recherchen bei: über die Mafia-Umtriebe im Dreiländereck Bodensee etwa (<link https: www.kontextwochenzeitung.de politik mafia-vernetzt-im-laendle-4359.html internal-link-new-window>wir berichteten) oder das kriminelle europäische Netzwerk aus skrupellosen Unternehmern, Mafiosi, Politikern und Beamten, das dafür sorgt, dass die Entsorgung von Giftmüll reibungslos funktioniert: vergraben, verschifft oder einfach im Meer verklappt, auf Kosten von Menschenleben und Natur. Darüber hat Mattioli gemeinsam mit Andrea Palladino das Buch "Die Müll-Mafia" geschrieben. Er kennt die wirklichen Tatorte.

Und um die geht es auch im Fernsehen einen Tag später. Am 8. Januar um 22 Uhr 45 beschäftigt sich das Erste in einer Dokumentation mit "Müll, Mafia und das große Schweigen". Zwei Jahre lang war ein Filmteam in Italien und Deutschland auf Spurensuche. Auch hier sind die Recherchen des Berliner Anti-Mafia-Vereins miteingeflossen.

Doch einmal im fiktiven Tatort aufzutauchen, leibhaftig, nicht nur als Rechercheur, "das war mein Traum", sagt Mattioli. Am kommenden Sonntag wird er sich den Mafia-Thriller gemeinsam mit Drehbuchautor Brunken und mit Freunden ansehen: Beim Public Viewing in einer Bar in Neukölln. Der Mafia-Bösewicht heißt übrigens Sandro.


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1 Kommentar verfügbar

  • Marlies Beitz
    am 08.01.2018
    Antworten
    Die Mikrosekunde Ruhm sei Sandro Mattioli gegönnt, es ist sicher begrüßenswert, dass seine Erkenntnisse in einen "Tatort"-Krimi eingeflossen sind und das Mafia-Problem einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Trotzdem ist "Kopper" ein miserabler Krimi geworden, ähnlich mies wie die…
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