Gerda Taro hat sich gemein gemacht mit den Milizen, die in Spanien gegen die Einheiten von Putsch-General Francisco Franco kämpften. "Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten", wie es der langjährige "Tagesthemen"-Moderator Hajo Friedrichs einst gefordert hatte, das war nicht die Sache der jungen Fotografin. Und "im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein" (O-Ton Friedrichs), das wollte sie auch nicht.
Schon drei Wochen nach dem Putsch der Franco-Faschisten im Sommer 1936 sind Gerda Taro und Robert Capa in Barcelona, "bewaffnet" mit damals neuen, leicht transportierbaren Kleinbildkameras wie der Leica. Und sie dokumentieren als Erstes die Ausbildung von Milizen, die die Putschisten bekämpfen wollen.
"Geschichte machen und Geschichte fotografieren sollten ineinander greifen." So fasst Irme Schaber die Haltung von Taro und Capa zusammen. Mit ihren Bildern, so die Kulturwissenschaftlerin, wollten sie aufrütteln, aufklären und öffentlichen Druck auf Regierungen wie die französische oder die britische erzeugen, die sich gegenüber Franco neutral verhalten hatten. "Die Fotos sollten Belege, Fakten und Argumente liefern, mussten also Anschaulichkeit und Authentizität vereinen", schreibt Schaber, die mit Unterbrechungen seit fast 25 Jahren über Gerda Taro forscht und publiziert. Sie hat Zeitzeugen und Archive quer durch Europa und in den USA besucht und 2007 die erste Gerda-Taro-Ausstellung am International Center of Photography in New York kuratiert.
Der mexikanische Koffer
Für ihr neues Werk konnte Schaber einen fotohistorisch sensationellen Fund auswerten, den <link http: www.zonezero.com exposiciones fotografos ziff _blank>"mexikanischen Koffer", der Tausende verloren geglaubter Spanien-Negative von Capa, Taro und "Chim" Seymour enthielt, den drei Fotografen, die in der zweiten Hälfte der 30er-Jahre die Kriegsfotografie des 20. Jahrhunderts begründetet hatten. Capa und Seymour haben später die legendäre Fotoagentur Magnum gegründet.
Die Taro-Biografin Schaber und Gerda Taro haben eines gemeinsam, sie stammen aus der Region Stuttgart. Taro ist in der württembergischen Landeshauptstadt 1910 als Tochter einer jüdischen Migrantenfamilie mit polnischem Pass zur Welt gekommen. Sie hieß eigentlich Gerta Pohorylle. Die Eltern stammten aus Galizien. Der Vater betrieb einen Eiergroßhandel. Die Familie wohnte in der vornehmen Alexanderstraße.
Die junge Gerta hatte ein einnehmendes und selbstsicheres Auftreten, war gescheit, hübsch und trug überaus elegante Kleidung. Sie liebte Jazz, ging gerne in die exquisite Tanzbar Excelsior und spielte auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch Tennis, dort, wo die Hautevolee verkehrte. Auch später sei sie durch ihre "lässige Schönheit" aufgefallen, berichtet Irme Schaber. Bei ihrem Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg trug sie aber meist Drillichanzug oder Latzhose.
1 Kommentar verfügbar
Zaininger
am 13.10.2013