Das bauliche Gegenteil von Brücke will Wolfgang Porsche bauen. Der 81-Jährige (Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und der Porsche Automobil Holding SE, Aufsichtsratsmitglied der Volkswagen AG und der Audi AG, Enkel des Stuttgarter Porsche-Gründers und Nazi-Profiteurs Ferdinand Porsche) hat vor fünf Jahren in Salzburg als Zweit- oder Drittniederlassung das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Stefan Zweig für 8,4 Millionen Euro gekauft und renoviert. Dann scheint ihm aufgefallen zu sein, dass das Haus auf dem Kapuzinerberg liegt. Die Zufahrtsstraße ist eng, steil und wird von zu vielen Tourist:innen genutzt. Also will er einen 500 Meter langen Privattunnel bauen lassen. Der Stadt Salzburg hat er dafür 40.000 Euro gegeben, den Tunnelbau würde er immerhin selbst bezahlen (sein geschätztes Vermögen liegt bei 22,5 Milliarden Euro).
Doch dass ein stinkreicher Mensch sich einfach so das Recht erkaufen will, den stadteigenen Berg zu durchbohren, stößt in Salzburg, der Stadt der Festspiele und der horrenden Mieten, immer mehr Leuten sauer auf. Und so gab es vergangene Woche die "Porsche-Festspiele", mit denen gegen den Privattunnel protestiert wurde. Spontan schlossen sich Aktivist:innen aus Stuttgart an und luden zur Soli-Aktion vor das Porschemuseum ein. Mit einer improvisierten Mini-Tunnelbaustelle und einer Rede wollten sie Öffentlichkeit schaffen. Das gelang nur so mittel. Denn als die Handvoll Aktiver sich Bauhelm und Warnweste angezogen, Flatterband befestigt und Hacken und Spaten verteilt hatten, war auf dem kahlen Platz vor dem Museum genau niemand mehr unterwegs. Nur acht Sympathisant:innen, eine Kontext-Redakteurin und unser Fotograf. Aber: Der gute Wille zählt! Voraussichtlich am 14. Mai entscheidet der Salzburger Gemeinderat, ob der Superreiche Sonderrechte bekommt und bauen darf.
Geld – und damit Macht – wird auch gerne genutzt, um missliebige Artikel und Organisationen zu bekämpfen. Vor allem kleine Organisationen wie den Hamburger Verein Rettet den Regenwald, der veröffentlichte, dass die Firma Korindo in Papua Regenwald rodet. Die Firma überzog den Verein mit Klagen, der aber gab nicht auf und kämpfte – und nach drei Jahren Auseinandersetzung gewann die NGO. Das ist schön: Ab und an zu erleben, dass Geld doch nicht immer alles schafft, was dessen Besitzer:innen wollen. Manchmal gewinnen auch Engagement, Argumente und die Überzeugung, dass es besser wäre, wenn es allen gut ginge, als wenn es nur ein paar wenige Leute krachen lassen.
Und die Kirche, die von Klöckner ermahnt worden war, sich nicht wie eine NGO zu benehmen? Braucht jetzt katholischerseits einen neuen Papst. In der Redaktion fiel der Name Winfried Kretschmann. Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident ist über 70, aber noch unter 80 (Voraussetzung fürs Papstamt), katholisch sowieso, arbeitet ohne Probleme zwölf Stunden am Tag ("Wir müssen mehr arbeiten") und hätte nach der nächsten Landtagswahl am 8. März 2026 sogar Zeit.
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Chamäleon
vor 3 Tagen