Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden – warum nicht? Das Angenehme ist die Lokalität, das Café Stella in der Hauptstätter Straße 57 in Stuttgart, das unsere zweite Heimstatt ist und unsere Leser unter Kronleuchtern beherbergt. Das Nützliche, so hoffen wir wenigstens, sind unsere Texte und Bücher, mit denen wir das geneigte Publikum behelligen können. Und deshalb haben wir die Veranstaltungsreihe "Lesen im Kontext" ins Leben gerufen.
Begonnen hat Sandro Mattioli mit seinem neuen Buch "Die Müllmafia", in dem er erzählt, wie Müll auf kriminelle Art und Weise entsorgt wird – mit der Hilfe von Mafiosi, Geheimdienstlern und skrupellosen Unternehmern. Etwa indem Giftschiffe versenkt wurden – und nun den Fisch mit Schadstoffen belasten, darunter auch radioaktiven Giften. Oder indem hochgiftiger Abfall einfach mitten in der Landschaft vergraben wird, wie unter dem kalabrischen Fluss Oliva, wo mehr als hunderttausend Tonnen Schlacken und Chemikalien entsorgt wurden.
Rainer Nübel richtete seinen Blick auf die Mafia im Lande, die bis vor Kurzem eine bemerkenswerte Existenz führte: eine nicht existente. Zumindest offiziell, wenn man den baden-württembergischen Strafverfolgern glauben durfte. Laut Abhörprotokollen der italienischen Ermittler stellt sich die Lage freilich anders dar, wie Nübel berichtet. Fragt ein Mafioso in Stuttgart, ob er ein Haus in der Straße xy kaufen soll, sagt sein Boss in Italien: Bist du verrückt, uns gehört doch schon die ganze Straßenzeile. Da ist die Frage aus dem Publikum, in welche Pizzeria man dann noch gehen könne, zwar verständlich, aber nur unbefriedigend zu beantworten. Der Rechtshilfefonds der Kontext:Wochenzeitung ist begrenzt.
Trotzdem, so unser Eindruck, sind die Zuhörer nicht unzufrieden von dannen gezogen. Auch wenn einen Abend lang nicht über Stuttgart 21 gesprochen wurde. Nur kurz am Rande, als vom Stuttgarter "Kolosseum" die Rede war, das interessierte Mafiosi angeblich auf dem Investitionsplan haben sollen.
Die nächste Veranstaltung findet am Donnerstag, 8. Dezember, statt. Der Eintritt ist frei.
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ThomasEiselen
am 20.11.2011