Zuletzt war Rainer Nübel im proppenvollen Degerlocher Rathaus, um mit Götz Werner, dem DM-Gründer, und Gabriele Müller-Trimbusch, der früheren Stuttgarter Sozialbürgermeisterin, über bürgerschaftliches Engagement zu debattieren. Nach seiner Reise durch sechs europäische Länder, die sich geschriebenerweise auch in der Kontext:Wochenzeitung wiederfand, weiß Nübel, wovon er spricht. In Holland oder England werde man verständnislos angeschaut, berichtete er, wenn man frage, was einem das Engagement bringe. Entscheidend sei vielmehr: was hält die zerrissene Gesellschaft zusammen? Sein Beitrag in dieser Ausgabe ("Besetzt das Leben") darf in diesem Zusammenhang betrachtet werden.
Besonders gerne gesehen sind wir bei den Medienschaffenden, die auch so viele Fragen haben. Sie taumeln hin und her zwischen Endzeitstimmung und Zukunftshoffnungen, zwischen dem Bedrucken toter Bäume und der wunderbaren Welt des Web. Wie verortet sich dort Kontext, das kleine Pflänzchen, das im Netz und im Print wächst? Ist es eine Alternative zum traditionellen Journalismus, der so viele Probleme hat und macht? Sandro Mattioli hat sich beim Deutschen Journalistenverband in Bonn den Fragen gestellt und die Diskussion ist wieder mal beim lieben Geld gelandet. Die Antwort ist immer die gleiche: Je mehr Bürger dahinterstehen, umso besser. Damit konnte er gleich weiterfahren zur Friedrich-Ebert-Stiftung nach Mannheim, die wissen wollte, wie man sozial und demokratisch in die digitale Gesellschaft gelange. Projekte wie die Kontext:Wochenzeitung könnten solche Brücken sein, hieß es dort, aber ob sie übertragbar sind auf andere Regionen? Im Prinzip ja, meinte Mattioli, aber nur, wenn auch die "solventen Unterstützer" da seien. Wie in Stuttgart zum Beispiel.
Die Reise nach Berlin, zur Genossenschaftsversammlung der taz, dürfte für Martin Reinkowski eine etwas entspanntere gewesen sein. Dort musste er nicht viel erzählen, weil Chefredakteurin Ines Pohl und Geschäftsführer Karl-Heinz ("Kalle") Ruch wissen, was wir tun. Und damit offensichtlich zufrieden sind. Auch von den Genossen gab es kräftigen Applaus für die Kontext:Wochenzeitung und die Print-Ausgabe, die jeden Samstag der taz beigelegt wird.
Davon wird auch Susanne Stiefel berichten, die im November nach Trier an die Uni fährt, um dort über das Thema "Ersetzen Bürgermedien die klassischen Tageszeitungen?" zu diskutieren. Früher dran ist die Böll-Stiftung. Sie geht am Samstag, 15. Oktober, 10 Uhr, im Stuttgarter Literaturhaus der Frage nach, ob Baden-Württemberg ein "Musterland demokratischer Beteiligung" ist, seitdem Grün und Rot regieren. Mal sehen, was Josef-Otto Freudenreich dazu im "Böll-Presseclub" einfällt.
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peterwmeisel
am 13.10.2011