Der heilige Sebastian war ein Heiliger und wurde wegen seines guten Benehmens zum Offizier der Leibwache von Kaiser Diokletian ernannt. Damals, im 14. Jahrhundert, reichte das eben. Heute müsste er aus der Hüfte schießen können, Verbindungen zum Verfassungsschutz haben, twittern, gut im Kopfrechnen – und Freund der neuen sozialen Marktwirtschaft sein. Der echte Heilige damals allerdings machte einen großen Fehler, der ihn teuer zu stehen kam: Er bekannte sich öffentlich zum Christentum (was heute dem Bekenntnis zur CDU gleichkäme) und half Not leidenden Menschen, woraufhin ihn sein Chef von numidischen Bogenschützen erschießen ließ. Im Glauben, er sei tot, ließ man ihn danach einfach so liegen.
Auch unser Sebastian wurde getroffen – von den mit Grünspan versetzen Pfeilen der Wählerinnen und Wähler. Es waren keine numidischen Asylanten! Erstens dürfen die gar nicht aus dem Haus – Residenzpflicht! Und zweitens: für die Gutscheine, die ihnen die Christenheit schenkt, gibt's allenfalls das berühmte Schüsselchen Reis, aber niemals Giftpfeile. Es sei denn, sie nehmen sich ein paar Werbeprofis zur Brust und lassen sich beraten, wie man mit der Handvoll Reis einen wohlgenährten Kuhn am langen Arm verhungern lassen könnte. Doch auch das würde letztlich nichts nutzen – der numidische Teil der Bevölkerung darf gar nicht wählen (da wär ja auch noch schöner!).
Im Jahr 1496, sagt Wikipedia, war der heilige Sebastian jedoch nur scheintot. Er wurde von einer frommen Witwe Irene, die ihn eigentlich beerdigen wollte, wieder gesund gepflegt. Die fromme Witwe unserer Tage heißt Merkel. Sie wird sich nun den Sebastian, den Kauder, den Kefer, den Strobl und noch ein paar andere zur Brust nehmen und dem einen oder anderen nahelegen, ins Glied der Leibwachen ihrer Majestät zurückzutreten. Vielleicht schaut sich Angela, die alles kann außer Bahnhof, auch mal das Lieblingsspielzeug ihrer Jungs etwas genauer an. Die Eisenbahn, könnte sie ihnen sagen, war soooo teuer! Jetzt habt ihr sie kaputtgemacht – eine neue gibt's nicht. Auch nicht zu Weihnachten.
Wikipedia: Der hl. Sebastian ist der Schutzheilige gegen die Pest und Beschützer der Brunnen, die er gegen Pestilenzen schützt. Außerdem ist er Patron der Sterbenden, Eisenhändler, Töpfer, Gärtner, Gerber, Bürstenbinder, Gemeindepolizisten, Soldaten und Schützenbruderschaften, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer, Steinmetze, Jäger, Leichenträger, Waldarbeiter und Kirchenfeinde, zu denen seit alters her meine Familie zählt – wie eine Omi Glimbzsch aus Zittau. Hat aber alles nüscht geholfen.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die Anstifter.
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