Von Anfang an gab es Bedenken, dass dem Traditionsverein ein kommerzieller Ausverkauf drohen könnte: Vor der VfB-Mitgliederversammlung 2017 entbrannte eine emotionale Debatte um die Ausgliederung der Profifußball-Sparte in eine Aktiengesellschaft. Der damalige Vereinspräsident Wolfgang Dietrich zog viele Register, um für diesen Schritt zu werben und ein schlagendes Argument waren die 100 Millionen Euro, die über eine Investorenbeteiligung eingesammelt werden sollten – in einer Phase, in der die finanzielle Lage des Vereins nicht besonders rosig aussah. Mitglieder zeigten sich allerdings besorgt, dass ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten zulasten der Geldgeber eingeschränkt werden könnten. Also versuchte Dietrich die Wogen mit einem Versprechen zu glätten: Demnach sollte der von Mitgliedern gewählte Vereinspräsident stets auch dem Aufsichtsrat der neuen Aktiengesellschaft vorsitzen.
Die Kampagne mit dem Slogan "Ja zum Erfolg" fruchtete, mit gut 84 Prozent stimmte schließlich eine große Mehrheit auf der Mitgliederversammlung für die Ausgliederung, seitdem gibt es einen VfB-Verein und eine VfB AG. Mercedes-Benz übernahm als Ankerinvestor 11,75 Prozent der Anteile und der VfB konnte sich über 41,5 Millionen Euro für den Profifußball freuen, die schnell ausgegeben waren. Zugleich fiel Präsident Dietrich über die kommenden Monate immer mehr in Ungnade. Spitzenwerte hatte er auf der Beliebtheitsskala ohnehin nie erreicht: Bei seiner Wahl 2016 erreichte er ohne Gegenkandidaten nur knapp 60 Prozent der Stimmen. Endgültig untragbar wurde der Präsident aus Sicht vieler Mitglieder dann im Jahr 2019. Nach einer erfolglosen Relegation gegen Union Berlin war der VfB gerade in die zweite Bundesliga abgestiegen. Und dann kam heraus, dass das von Dietrich gegründete Firmengeflecht Quattrex unter anderem zu Union Berlin Geschäftskontakte pflegte, der VfB-Präsident also am sportlichen Erfolg der Konkurrenz mitverdient hat.
2 Kommentare verfügbar
W. Buck
am 28.03.2024Da demontiert man den Vereinspräsidenten auf eine Art und Weise, dass dieser in…