Kai Bleifuß ist Schriftsteller mit einem schonungslosen Blick auch auf sich selbst. "Schreiben", sagt er, "ist das Idiotischste, was man machen kann. Nicht schreiben aber auch." Klingt ein bisschen irre. Wahnsinn und Genie liegen bekanntlich nah beieinander. Das trifft auch auf den 33-jährigen Göppinger zu. Schon mit sieben Jahren hat er gewusst, dass er einmal Schriftsteller werden will. Scheffelpreis zum Abi, Stipendien im Studium der Neuen Deutschen Literaturwissenschaft, Politik und Kunstgeschichte. Geförderte Auslandsaufenthalte in Budweis, Neapel und London. Summa cum laude für die Doktorarbeit über "Demokratie im Roman der Weimarer Republik". Und so nebenbei immer wieder kleinere Geschichten. Eine davon bringt ihm den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg ein – dort lebt er bis zum Ende seiner Uni-Zeit.
2014 erscheint sein erster Roman "Goethes Mörder" beim E-Book-Verlag Hockebooks. Der Goethe-Experte will aber endlich gedruckt werden. Telefoniert und tippt sich zwei Jahre lang Ohren und Finger wund mit Anfragen an Verlage. Kassiert hat er bislang nur Absagen. Das frustriert. Doch Bleifuß bleibt am Ball. Schließlich sei Schreiben das Beste, was er tun könne.
Lebenstraum(a) Schriftsteller
Jetzt muss er sich erst mal die Haare schön machen. "Ich geh nochmal kurz raus, bevor's richtig los geht", sagt der Doktor phil., zieht en passant eine Holzbürste aus dem Rucksack und verschwindet zum stillen Örtchen eines Szene-Cafés im Stuttgarter Heusteigviertel. Dem Bild vom verlotterten, kettenrauchenden Schriftsteller auf Ritalin und Whisky setzt Bleifuß einen himbeerroten Kuschelpulli mit erdbeerrotem Häkelschal entgegen. Als er fein frisiert zurück kommt, ordert er sich eine heiße Schokolade. Im Sommer sei er auf dem Älpelekopf in den Allgäuer Alpen wandern gewesen, "wie so oft bei schlechtem Wetter. Dabei gab es wunderbare Nebelschwaden, die ineinander waberten, und andere tolle Wetterphänomene zu sehen", schwärmt er. "Ganz großes Kino."
1 Kommentar verfügbar
zara
am 22.11.2016