Er hält die Behörden ganz schön auf Trab. Und das seit über 20 Jahren, wie einer jener Polizeibeamten zu Protokoll gab, die am Montag vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zum Nationalsozialistischen Untergrund als Zeuge auftraten. Dabei gelte Alexander Gronbach eigentlich als "Spinner". Seine E-Mail vom 14. April 2012 ans baden-württembergische Innenministerium sorgte dennoch für einige Aufregung angesichts der brisanten Mitteilung, er habe Informationen einer Vertrauensperson des Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) zu Verbindungen des rechtsextremistischen Spektrums zu der Heilbronner Bluttat vom April 2007.
Die Geschichte ist verzwickt und auch deshalb nur umständlich auf den wahren Kern zu reduzieren. Gronbachs Vertrauensperson, seine Lebensgefährtin Petra S., soll kurz nach der Tat von ihrer Freundin und Friseurin in Wolpertshausen erfahren haben, dass eine Krankenschwester an einem von den Behörden geheim gehaltenen Ort, nämlich dem Krankenhaus Ludwigsburg, für rechtsgerichtete Kreise gewisse Informationen gesammelt habe. Darunter die, dass der in Heilbronn so schwer verletzte Polizist Martin A. im Koma liegt und den Mordanschlag nicht überleben wird. Diese Infos habe Petra S., genannt "Krokus", im Mai 2007 dem Landesamt für Verfassungsschutz gemeldet, sie seien aber vom LfV nicht an die Ermittler der Soko Parkplatz weitergeleitet worden. Vielmehr habe ihr V-Mann-Führer erklärt, sie solle sich aus der Sache raushalten.
"Absoluter Bullshit"
Die Behörden sind der Spur 5036, auch Krankenschwester-Spur genannt, nachgegangen. In einer "vereidigten Aussage beim zuständigen Ermittlungsrichter Bundesgerichtshof Karlsruhe" breitet Gronbach sein angebliches Wissen abermals facettenreich aus, und im Mai 2012 wird dann "Krokus" dazu vernommen. "Das ist absoluter Bullshit", sagt die Frau damals, wie heute aus den Akten bekannt ist. In seinem Abschlussbericht analysiert das LKA Gronbachs Ausführungen in seiner E-Mail an das Innenministerium als "zum Teil zutreffend, zum Teil vollkommen aus der Luft gegriffen". Die Mail sei "das Werk eines der Polizei bekannten Hochstaplers und Psychopathen und sollte daher ignoriert werden".
Wird sie aber nicht. Und Gronbach selbst ist im Netz überaus aktiv unterwegs. In Irland, wo er und Petra S. inzwischen leben, um sich einem deutschen Haftbefehl zu entziehen, bekommen er und Freundin S. gelegentlich Besuch von Journalisten, und dabei wärmt das Pärchen Gerüchte immer neu auf. "Die Friseurin habe ihr dabei berichtet, ihre Leute würden über eine Krankenschwester den schwer verletzten Polizisten ausspähen, versuchten herauszubekommen, wann er aufwache und ob er sich an etwas erinnere", <link http: www.spiegel.de politik deutschland nsu-untersuchungsausschuss-laedt-v-mann-fuehrer-vor-a-904018.html _blank>schreibt "Spiegel online" nach einem Gespräch "bei Kaffee und Keksen" im Juni 2013 in der irischen Provinz. Hätte S. diese Informationen tatsächlich an ihren Kontaktmann beim LfV weitergegeben, dann, schließt der "Spiegel" messerscharf, "hätten Baden-Württembergs Behörden fast vier Jahre vor Aufdeckung der NSU-Morde konkrete Hinweise auf rechtsextremistische Hintergründe erhalten – und diese verheimlicht".
Inzwischen waren sogar die Schwester des auf dem Cannstatter Wasen verbrannten Rechtsaussteigers Florian Heilig auf der Insel und die Zeugin "Bandini", die erst kürzlich zur Verbrennung auf dem Cannstatter Wasen aussagte, in der Hoffnung auf neue belastbare Hinweise. Gronbach findet immer neue Adressaten für seine Mails, inzwischen die Mitglieder des baden-württembergischen Untersuchungsausschusses.
4 Kommentare verfügbar
Bob Roberts
am 30.04.2015Im Mai 2013 begann im Kommentarbereich eines Artikels über einen abgesetzten WDR-Beitag zum NSU
eine kontroverse Diskussion, die nachfolgend dokumentiert ist. Verfasser der Kommentare sind unter…