Wenn aber die FDP und – um der Quereinsteigerin ihre Grenzen aufzuzeigen – erst recht die CDU gegen den Nulltarif Stimmung machen, verraten beide auch die eigenen Verdienste um die Konzeption "Kultur 2020". Die war im vergangenen Jahrzehnt noch unter schwarz-gelber Ägide als Fahrplan fürs Land verabschiedet worden. Die ständigen Ausstellungen der Landesmuseen stellen "ein unverzichtbares Element des außerschulischen Lernorts Museum dar", steht darin zu lesen. Sie bildeten "in ihrer Gesamtheit die museale Grundversorgung des Landes und machen die Sammlungen als Eigentum der Bürgerinnen und Bürger der Öffentlichkeit zugänglich". Und im Sinne einer Grundversorgung müssten die ständigen Ausstellungen durch eine "sinnvolle Eintrittspreisgestaltung" allen Menschen offen stehen.
Schade eigentlich, dass dieser einfachen Logik nicht einmal Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu folgen vermag. Er legt sich, wie fast immer, wenn Unfrieden in der Koalition droht, lieber mit dem eigenen Lager an als mit dem Regierungspartner. Also pfiff er die frühere Rektorin der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste öffentlich zurück, dementierte gar, dass es überhaupt Überlegungen zum freien Eintritt gibt. Dabei hatte er Olschowski bei der Präsentation seiner Regierung angesichts ihrer Kompetenz noch als "besonderen Akzent" gerühmt. Jetzt muss sie stattdessen ein Konzept erarbeiten, wie neue Besuchergruppen anders als über den Geldbeutel zu interessieren sind.
Die Finanzierung ist kein Gegenargument
An Konzepten ist kein Mangel. Allerdings kommen alle, die im Sinne ihrer Erfinder funktionieren, nicht um den Nulltarif herum. Das hat sogar die Hamburger FDP erkannt und auf ihrem Landesparteitag Mitte 2016 beschlossen, "bei allen staatlichen Museen auf Eintrittsgelder zu verzichten" und dies "durch Zusatzangebote wie Gastronomie, Shops, Kooperationen, Events, Spenden und durch eine nachfrageorientiertere Gestaltung des Angebots" gegenzufinanzieren. Auch sie lebt in der Erwartung, dass "langfristig hierdurch die staatlichen Zuschüsse sogar gesenkt werden".
Wie das konkret funktionieren kann, weiß der frühere Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums, Hans Ottomeyer. Der ist überzeugt, dass das englische Modell gesellschaftspolitisch wie finanziell vernünftig ist und verweist auf die Sparpotentenziale, wenn nicht "unendlich viele Mittel in Marketingmaßnahmen gesteckt werden müssen". Jeder zusätzliche Besucher werde "mit sehr viel Geld bezahlt, damit er überhaupt zu dem Haus findet". Ganz zu schweigen von den "vielen Leuten, die ich brauche, um Tickets zu verkaufen, wie viele Kassenkräfte, Ersatzkassenkräfte oder Buchhaltungsmitarbeiter".
3 Kommentare verfügbar
Horst Ruch
am 14.02.2017......deshalb isch der Käs so saudumm nei g'loffe mit der Pension.
Jetzt sind unsere Parlamentarier wegen der AFD im Alter nix mehr wert....traurig, trauriger am traurigsten.