Herr Vieregg, laut Vorlage für die Sitzung des Bahn-Aufsichtsrats am 15. Juni soll der Tiefbahnhof rund 6,5 Milliarden Euro kosten, 623 Millionen mehr als Ende 2012 von der Bahn angegeben. Überrascht?
Nicht wirklich. Man ist es von der Deutschen Bahn inzwischen gewohnt, dass Mehrkosten immer nur in kleinen Schritten eingestanden werden. Bei Stuttgart 21 wird es nicht das letzte Eingeständnis gewesen sein. Wir werden in Zukunft noch weitere Kostengeständnisse erleben.
Der Bahnvorstand nennt mehrere Gründe, die zu den Mehrkosten führen. Etwa den Tunnelbau im Anhydrit, der mit 140 Millionen Euro zu Buche schlägt. Klingt das plausibel oder ist da noch Luft nach oben?
Für mich sind die Berechnungen nur schwer nachvollziehbar, weil die Deutsche Bahn nur Endsummen veröffentlicht, nicht jedoch den Rechenweg. Die übliche Berechnungsweise, etwa Länge mal Querschnitt mal Einheitswert beim Tunnelbau, ist nicht anwendbar, da die Tunnelbauwerke durch unterschiedliche Gesteinsschichten führen, die eine Kalkulation mit nur einem Einheitswert pro Tunnelbauwerk ausschließen. Die ständigen Anpassungen der Tunnelbaukosten lassen vermuten, dass die Bahn sich selbst schwertut, die detaillierten Kosten des Projekts belastbar zu beziffern.
Für Aufregung sorgt, dass allein die Umsiedlung der Zauneidechsen 8600 Euro pro Tier kosten soll. Einige Medien erkoren die strenggeschützten Reptilien zu den Kostentreibern der Nation.
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Martin Vieregg
am 16.06.2016