KONTEXT:Wochenzeitung
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Schwer was los!

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Was für ein Jahr: mitten drin im Kampf gegen rechts, mit einem Streit, der Kraft, Nerven und Geld gekostet, aber auch viel Solidarität mit sich gebracht hat. Daneben ein Pressefestival gestemmt, die 400ste Kontext über die Rampe geschoben, eine Bezahl-Erinnerungsbanner unfallfrei eingerichtet – und noch Zeit für ein Geschenk gefunden: ein Wohn-Dossier für alle, die sich richtig aufregen wollen.

Ausgerechnet der Kontext-Artikel, der am häufigsten gelesen wurde im vergangenen Jahr, ist nicht mehr da. Anna Hungers Geschichte über einen Mitarbeiter zweier AfD-Landtagsabgeordneter. Wir mussten "Sieg Heil mit Smiley" offline stellen. Der Mitarbeiter, dessen Namen wir nicht mehr nennen dürfen, hatte geklagt. Die Zitate aus seinen Chatprotokollen seien gefälscht, behauptete er, und sein Persönlichkeitsrecht sei durch die Nennung seines Namens verletzt. Die Pressekammer des Mannheimer Landgerichts <link https: www.kontextwochenzeitung.de medien maulkorb-fuer-kontext-5265.html _blank internal-link-new-window>hat seinem Antrag auf einstweilige Verfügung stattgegeben. Das tat weh.

Gut getan haben alle die GewerkschafterInnen, PolitikerInnen und KollegInnen, <link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte dranbleiben-ist-buergerpflicht-5264.html _blank internal-link-new-window>die uns nach diesem Urteil bestärkt haben, weiter Flagge zu zeigen. Und die KollegInnen, <link https: www.kontextwochenzeitung.de editorial chapeau-kolleginnen-und-kollegen-5262.html _blank internal-link-new-window>die über den Prozess berichtet haben. Ihre Ermunterungen und die großzügigen Spenden unserer LeserInnen haben uns mitgetragen auf dem Weg zur gerichtlichen Klärung. Wir wollen, dass in der Sache geprüft wird, so wie wir es auch gemacht haben. Journalismus bedeutet Aufklärung, heißt, zu sagen, was ist, und eben auch, wer was gesagt hat. Zehn Ordner haben unsere Anwälte zusammengestellt, um zu beweisen, dass die rassistischen und menschenverachtenden Zitate tatsächlich von dem Mitarbeiter stammen, der keinen Namen mehr haben darf. Die Berufung wird am 13. Februar 2019 in Karlsruhe vor dem Oberlandesgericht verhandelt. Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen.

Auch 2018 haben wir festgestellt: unsere Stimme zählt. Sei's bei der Helga-und-Edzard-Reuter-Stiftung in Berlin, <link https: www.kontextwochenzeitung.de editorial leute-entspannt-euch-5494.html _blank internal-link-new-window>wo wir die Laudatio auf den CDU-Bürgermeister von Schwäbisch Gmünd gehalten haben; es hilft alles nix, Richard Arnold samt seinem Pfiff-Team sind in Sachen Flüchtlingsintegration einfach Spitze. Wir waren bei "Campfire" in Köln und haben dort über Pressefreiheit diskutiert, bei Attac in Tübingen mit dem Thema Menschenrechte präsent und beim Deutschlandfunk in Köln, wo die KollegInnen wissen wollten, wie Kontext mit der AfD umgeht. Und bei der Gelegenheit von ihrer Rechtsabteilung volle Rückendeckung zugesagt bekamen. Womöglich beflügelt durch die Kontext-Anwälte Markus Köhler und Ingwert Müller-Boysen, die uns immer wieder zeigen, wie das geht.

Wie Kinokritik geht, zeigt immer wieder Rupert Koppold. Das haben auch andere bemerkt. Mit seiner <link https: www.kontextwochenzeitung.de kultur kadaver-im-kopf-4985.html _blank internal-link-new-window>Kontext-Filmkritik zu "Zwei Herren im Anzug" war er nominiert für den renommierten Siegfried-Kracauer-Preis. Und Kontext-Karikaturist Oliver Stenzel hat seinen Stift gespitzt bei der Comic-Ikone Gerhard Seyfried. Er gehörte zu den 20 glücklich Auserwählten, die bei der <link https: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne zeichnen-mit-dem-meister-5288.html _blank internal-link-new-window>12. Sommerakademie für Komische Kunst der Caricatura Galerie Kassel eine Woche lang zum Workshop mit dem Meister eingeladen waren.

"Was wollen wir lesen, sieben Tage lang". Unter diesem Motto haben wir im Mai zum ersten Pressefestival auf die Kulturinsel in Stuttgart eingeladen. Nicht nur jammern über Medienmonopole, Qualitätsverlust und Einheitsbrei, lautete die Devise. Lieber schauen, welche Projekte sich wie Kontext aufgemacht haben, aus ihrer Kritik etwas Neues zu entwickeln. <link https: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne wenn-das-wort-oeffentlich-wird-5090.html _blank internal-link-new-window>Mehr als 500 Gäste waren dabei, haben Wolfgang Schorlau und Peter Grohmann zugehört, sich an den Ständen informiert: über die "Beobachter News", die Reportageagentur "Zeitenspiegel", über "Blix", das "Freie Radio" oder den Schmetterling-Verlag. Sie haben mitdiskutiert mit einem Podium, auf dem Oliver Schröm, Chefredakteur von "Correctiv", saß, zusammen mit "Anstalt"-Autor Dietrich Krauß und Katrin Gottschalk von der taz-Chefredaktion.

Und natürlich haben wir immer eine neue Kontext herausgebracht; seit bald acht Jahren liefern wir Mittwoch für Mittwoch Hintergründiges, Aufklärerisches und auch Lustiges. Eine Auswahl davon findet sich in dieser Jahresendausgabe wieder. Und wir haben die <link https: www.kontextwochenzeitung.de _blank internal-link-new-window>400ste Jubiläums-Kontext besonders dick bestückt und uns noch ein bisschen mehr ins Zeug gelegt, als Geschenk für unsere LeserInnen und alle, die uns unterstützen.

Seit Oktober lassen wir einen soften Banner über die Texte herunterfallen, der darauf aufmerksam macht, dass Recherche kostet und Kontext weiter anzeigenfrei bleiben soll. Manche haben sich daran erinnert, dass sie schon lange spenden wollten, und es dann getan. Keiner hat gemault oder sich belästigt gefühlt. Das hat uns gefreut. Wie auch die Solidarität, die wir in diesem turbulenten Jahr erfahren haben.

Und deshalb schenken wir unseren LeserInnen zum Jahresende ein neues Dossier: zum Thema Wohnen. Es ist das neunte, neben den Dossiers zu Stuttgart 21 etwa, oder "Kontext schaut nach den Rechten" oder dem Ökodiktator. Hier versammeln wir die wichtigsten der vielen Artikel, die wir zum Thema Wohnungsnot geschrieben haben: von der Vonovia, als sie noch Patrizia hieß, über Immobilienhaie und Hausbesetzungen bis hin zum Wohnen im Schaufenster.

Auch im nächsten Jahr ist wieder mit uns zu rechnen. Zur Kommunal- und Europawahl, zu 70 Jahre Grundgesetz. Zu Stuttgart 21, zu den Rechten, und natürlich gerne in Sachen Medien. Es ist doch immer wieder eine Freude, darüber zu informieren, was Verleger und Chefredakteure partout nicht lesen mögen. Und wenn diese Texte so überzeugend ausfallen, dass Leser wie Jörg Krauss ermuntert werden, "endlich, endlich ebbes zom gebba", dann ist auch 2019 wieder schwer was los.


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1 Kommentar verfügbar

  • Blender Blender
    am 28.12.2018
    Antworten
    Kommentarfunktion : ..früher besser
    Die Kommentarfunktion ist wirklich schlechter als früher. Ich habe gar keine Lust mehr Kommentare zu lesen und auch nicht zu schreiben, und ich habe keine Ahnung wo ich es sonst schreiben soll außer in diesem Jahresend-Artikel.
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