Der unersättliche Hunger auf Baugrund hat Folgen: In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden in Baden-Württemberg rund 680 Quadratkilometer zubetoniert – eine Fläche mehr als dreimal so groß wie das Stuttgarter Gemarkungsgebiet. Mittlerweile sind bereits 14,6 Prozent der Landesfläche mit Siedlungen (9,2 Prozent) und Verkehrswegen (5,5 Prozent) belegt. Noch zersiedelter zeigt sich die Region Stuttgart: Knapp ein Viertel (22,8 Prozent) des Bodens belegen hier Gebäude und Verkehrswege. In der Landeshauptstadt ist sogar bereits mehr als die Hälfte der Gemarkungsfläche "verbaut": 2017 erreichte der Anteil der siedlungswirtschaftlich genutzten Flächen 51,7 Prozent.
Die Einfamilienhäuser bringen für den Markt der Mieter nichts
Auch wenn der Flächenfraß angesichts einer Gesamtbodenfläche von 35.738 Quadratkilometern in Baden-Württemberg auf den ersten Blick marginal erscheint: Selbst im ländlichen Allmersbach ist der Raubbau am so genannten Schutzgut Boden inzwischen im Ortsbild erkennbar. Das gerade entstandene Wohngebiet am Dorfrand lässt die Gemeinde weiter mit dem benachbarten Teilort Heutensbach zusammenwachsen. Nur noch wenige hundert Meter trennen die einst eigenständigen, einen knapp einstündigen Fußmarsch auseinander liegenden Ortschaften voneinander.
Kein Einzelfall rund um Stuttgart: Neue Wohnquartiere im Grünen sowie großzügige Gewerbegebiete und Logistikstandorte zerfressen die Landschaft. Wo sich früher Fuchs und Hase gute Nacht sagten, entstanden ausgedehnte Siedlungsagglomerationen. Ein Phänomen, das bis vor wenigen Jahren nur direkt in urbanen Ballungszentren zu beobachten war.
Andererseits lindert der Bauboom im Speckgürtel bislang kaum die Wohnungsnot in Stuttgart selbst, betonen Naturschutzverbände. Eine Entspannung des Marktes ist deshalb nicht in Sicht, weil viele der Umlandgemeinden nur Baugebiete für Einfamilien- oder Doppelhäuser ausweisen. Zusätzlich erhalten auf kommunalen Grundstücken meist nur Ortsansässige den Zuschlag. Mit Zuschüssen ködern viele Gemeinden junge Familien, die nur einen Teil der Wohnungssuchenden repräsentieren.
Eine Streuobstwiese entspricht einem Fledermauskasten?
"Was für das Klima gilt, gilt auch für den Boden als eine unserer Lebensgrundlagen", fordert Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer vom BUND-Regionalverband Stuttgart, und "Schluss mit Bodenverbrauch". So fallen den neuen Baugebieten häufig Ackerflächen zum Opfer, auf denen lokale Lebensmittel produziert werden. Oft sind es auch ökologisch wertvolle Gebiete wie Streuobstwiesen, die Bagger nun für Wohngebiete platt machen. Dabei ist Boden eine endliche Ressource. "Erst einmal bebaut, ist er unwiederbringlich verloren", betont Pfeifer. Auch deshalb hält der Umweltschützer nur wenig von Ausgleichsmaßnahmen.
4 Kommentare verfügbar
Krauss Gerhard
am 11.08.2019Joa Falken
am 04.08.2019Die Kritik richtet sich eigentlich gegen das Freistehende EFH mit geringer Geschoßhöhe.
a dabei
am 03.08.2019Peter Kurtenacker
am 31.07.2019Der sogenannte Widerstand gegen S21 kämpft mit alten Argumenten jetzt gegen den Abstellbahnhof. Das darf der Lehrling bei der Bahn bearbeiten. Thema Eidechsen dürfte als Formblatt erledigt sein.
Wer sich den Regionalplan-Verkehrsplan einmal aufmerksam ansieht weiß da ist fast alles gelaufen:
https://vrs.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=e062ef123f9f4606bb71e3ca5f4a7f13
Sogar neue Linien auf den Fildern sind durch Trassenfreihaltung vorbereitet. Schaut mal bei Kirchheim unter Teck was die planen. Bei Esslingen sind anscheinend weitere Eisenbahntunnel in Planung, anders kann ich mir das wegen des Geländes mit der Streckenführung nicht erklären.
Einzig ungeklärt ist was die Menschen eines Tages für eine Arbeit haben.
Es sei denn man glaubt wirklich das die Automobilindustrie in 20-30 Jahren immer noch so weitergeht. Die Verdichtung des Mittleren Neckarraums geht so lange weiter bis es wegen der Ressourcen nicht mehr geht. Also die Wasser- und Energieversorgung wird in Zusammenspiel mit der Klimaänderung die Grenzen setzen. Und so lange wird zugebaut werden.
Wegen des Abstellbahnhofes machte ich mir sogar kurz ein paar Gedanken. Wer wirklich einmal in die (vor allen alten) Unterlagen schaut, den fällt das Umfangreiche Thema Wasser und auch der Neckar auf. Ich wollte mir deshalb sogar die Mühe machen einmal das Thema Bundes-Wasserstrasse Neckar anzugehen. Ich wette da gibt es Würmer in Zusammenhang mit den Rest.
Zur Erinnerung: Da ist etwas mit den Schleusen im Busch. Ist selbst in interessierten Öko-Kreisen umstritten, da einige eine Entlastung von Schiene und Straße erhoffen.
Nur irgendwann vergeht einen die Lust, wenn man sieht das andere so etwas eh nur ideologisch verarbeiten wollen. Sachdiskussion ist hier sinnlos.
Die Wahrheit interessiert niemanden mehr. Politisches Geschwätz von ganz Links bis rechts außen zählt.
Sogar Söder von der CSU ist Lernfähig. Den traue ich sogar zu das er etwas hemdsärmlig macht. Und der weiß wenigstens wie man das am Stammtisch verkaufen muss.
Also warte ich lieber ob die Natur das zu meinen Lebzeiten regelt.