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Das goldene Begräbnis der Bahn

Das goldene Begräbnis der Bahn
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Abgekoppelt: Stuttgart 21 soll mit der modernen Signaltechnik ETCS goldenen Zeiten entgegenfahren. Aber das Moderne ist sehr teuer, sehr anfällig, und es macht das Zugfahren in Stuttgart sehr langsam. So wird die Stadt zu einer Insel im Bahnverkehr – unerreichbar für viele Züge. Fatal: S 21 zwingt die Bürger in die Autos.

Am Anfang war die Lüge. "Es koschded nix", hieß es 1994 in den ersten Monaten über das Bahn- und Immobilienprojekt Stuttgart 21. Inzwischen kostet dieser "Es-koschded-nix-Bahnhof" 8,2 Milliarden Euro, mindestens, denn er ist ja noch lange nicht fertiggestellt. Ob er es jemals sein wird?

Aber jetzt ist da eine weitere, eine viel größere Lüge: S21 kann aus technischen Gründen nicht perfekt funktionieren, und die Verantwortlichen wissen das, und sie wussten das schon vor neun Jahren.

Nun platzt diese Lüge. Nun wird offensichtlich, was mir ein Insider vor neun Jahren erklärte – und gut belegt hatte. Dazu ist eine kurze Rückblende notwendig:

Es ist das Jahr 2010, ich recherchiere seit einigen Monaten für den "Stern" über das S-21-Projekt. Auf einmal steht ein Mann bei mir im Büro. Der Mann hat Angst. Um seinen Job. Um seinen Berufsstand. Telefonieren wollte er nicht. Mails wollte er auch nicht verschicken, man werde überwacht. "Wenn Sie schreiben, was ich Ihnen zeige und erzähle, dann ist das der Todesstoß für S 21."

Der Mann, sagt er, liebt seinen Beruf, sein Vater war Eisenbahner, er ist Eisenbahner – das Fahren von Zügen mag er, auf allen Lokomotiven der Bahn ist er gefahren, ICE 1, ICE 2, ICE 3, im In- und Ausland ist er gefahren, er liebt das Planen von Bahnstrecken und Bahnhöfen – und so war er fasziniert von S 21. Nun fühlt er sich als Verräter an diesem gigantischen Unterfangen – doch er kann nicht anders. Er befindet sich in einem emotionalen Ausnahmezustand. Sein Gewissen plagt ihn, er fühlt sich zerrissen zwischen der Loyalität zu seinem Arbeitgeber und seiner moralischen Pflicht als Bürger, die Öffentlichkeit zu warnen.

Der Insider bringt bahn-interne Dokumente mit, auch einen USB-Stick voll vertraulicher Unterlagen: Sie zeigen, dass die Planer sich verheddern und verzetteln, dass die offizielle Aussage, nach der zum Fahrplanwechsel 2019/2020 alles in Betrieb gehen soll, nicht korrekt ist, dass die Kosten um Milliarden explodieren werden. Dass die Bahnmanager in der Öffentlichkeit mit Zahlen und Daten operieren, von denen sie wissen, dass sie nicht stimmen. In einer "streng vertraulichen" Analyse heißt es etwa kurz und bündig: "Der Gesamtterminplan ist (...) nicht mehr realistisch und der Inbetriebnahmetermin 2019 nicht mehr zu halten".

Der Insider, der dieses Projekt mitgeplant hat, weiß, dass S 21 kein Verkehrsprojekt ist, da geht es nicht um die Bahn oder den Nahverkehr, nein, der Nah- und Fernverkehr, die unter der Erde verschwinden sollen, werden Opfer von Immobilienträumen. Da ist das Gefühl in ihm: Das darf doch nicht wahr sein, dass die das durchziehen, dass wir da schweigend mitmachen sollen! Er sagt: "Wir bauen einen riesigen Verkehrsknoten, der nicht funktionieren wird. Wir sind wie Fallschirmspringer bei diesem Projekt. Aber wir haben keine Fallschirme dabei. Wir wissen das. Wir stürzen uns in die Tiefe, und irgendwann werden wir aufschlagen und zerschellen."

Tunnel ohne konventionelle Signalanlagen geplant – um Platz zu sparen

Was er damit meinte, kam einem damals unglaublich vor. Obwohl die Fakten, Daten, Zahlen, Grafiken auf schwarz und weiß und farbig vor einem lagen, obwohl es bahninterne Dokumente, streng vertrauliche Vorstandsvorlagen, interne Projektberichte, tausende von Seiten waren, die man durchblätterte. Der Mann sprach von einer "Insel im deutschen Bahnverkehr, unerreichbar für die meisten Züge".

Um es sehr kurz zu fassen: Züge brauchen Signalanlagen, ohne die können sie nicht fahren. Aber das war in den Planungen nicht berücksichtigt. Der Grund: Die normale Tunnelgröße, in die auch konventionelle Signalanlagen problemlos passen würden, das 60 Kilometer lange Bohren durch den komplizierten Stuttgarter Boden, wäre so teuer, dass niemand gewagt hätte, S 21 auch nur anzudenken.

Also wurde bei S21 mit dem modernen europäischen Signalsystem geplant, dem "European Train Control System" (ETCS). Der Vorteil: Man braucht keine ortsfesten, klobigen Masten und keine aufwendigen Leitungen mehr, in den Gleisen liegen stattdessen winzige Kästchen, sogenannte Balisen. Über Mobilfunk werden die Loks geführt.

Soweit die Theorie.

Die Praxis: In Deutschland, wie das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) mir damals auf Anfrage mitteilte, gab es zu der Zeit – bis auf einen Versuchszug – keinen einzigen Zug, der mit dem ETCS-System fuhr.

Die DB nutzt ETCS bislang nur auf einer einzigen Schnellfahrstrecke

Und wie ist es heute? Nicht viel anders. Nur auf der Neubaustrecke Berlin-München, dem VDE 8, fahren – mit recht vielen Problemen, Verspätungen und Ausfällen – ein paar Dutzend ICEs der neuesten Bauart mit ETCS. Man könnte so sagen: Da wird eine neue Technik an Reisenden getestet.

Diese neue Technik ist primär für Hochgeschwindigkeitszüge konzipiert, aber der Stuttgarter Hauptbahnhof wird ja auch von sehr vielen Nahverkehrszügen, in Notfällen sogar von S-Bahnen angefahren. Eine Nachrüstung der Züge ist teuer, sehr teuer. Kosten pro Zug: zwischen 300 000 und 500 000 Euro. Und jeder Zug muss getestet werden, das ist extrem zeitaufwendig.

Wie sieht es nun in Stuttgart aus? Mit was wird S 21 ausgerüstet?

Eine überaus wichtige Frage, denn in Stuttgart ist ja nun etwas geschehen, was so vor knapp zehn Jahren niemand voraussehen konnte: In Baden-Württemberg wird künftig der Nahverkehr nach Stuttgart von zwei ausländischen Firmen betrieben, Billigfirmen, die auf Profit und sonst gar nichts aus sind, den Firmen Abellio und Go-Ahead. Rüsten die ihre Züge mit der teuren Technik aus? Und wenn nicht: Finanziert das Land ihre Umrüstung? Oder werden die Tunnel doch nicht nur mit dem ETCS-System, sondern auch mit der konventionellen Signaltechnik ausgestattet – was, abgesehen davon, dass es kaum möglich ist, die Fluchtwege extrem behindern und sehr viel Geld kosten würde?

Anfang Februar richtete ich in dieser Sache Anfragen an die Verantwortlichen – an das Verkehrsministerium in Stuttgart, an das Bundesverkehrsministerium in Berlin, an die Bahn und an die Kontrollbehörde der Bahn, das EBA in Bonn, auch an die Verkehrsunternehmen Abellio und GoAhead.

Die Antwort des EBA ist so kurz wie frech: "Wenn das Gesamtprojekt fertig ist", erteile man "eine Inbetriebabnahmegenehmigung". Aus Berlin gibt es keine Reaktion; Abellio lässt wissen, dass man mit insgesamt 52 Zügen demnächst unterwegs sei, dass man sich aber in Sachen ETCS an das Stuttgarter Verkehrsministerium wenden solle. GoAhead teilt mit: "Wir werden voraussichtlich S 21 mit 66 Fahrzeugen bedienen. Die Fahrzeuge sind Eigentum des Landes Baden-Württemberg und für ETCS vorgerüstet. Das Land Baden-Württemberg plant, diese Fahrzeuge mit ETCS nachzurüsten, wofür extra eine Arbeitsgruppe gegründet wurde. Bis zur Inbetriebnahme ist die Nachrüstung der Fahrzeuge geplant."

Zwei Antworten des Verkehrsministeriums – die sich widersprechen

Die Antwort des baden-württembergischen Verkehrsministeriums von Winfried Hermann ist so lang wie wirr, sie widerspricht GoAhead und ist im Übrigen ein bestürzendes Kauderwelsch aus BWL-Deutsch und dem gerade angesagten Mantra von der Digitalisierung, die alle Problem löst. Ein Pressesprecher lässt wissen:

"Guten Tag Herr Luik,

nachfolgend unsere Antwort auf Ihre Anfrage:Wegen Stuttgart 21 müssen keine Fahrzeuge mit ETCS nachgerüstet werden. Denn im Projekt Stuttgart 21 inkl. aller Tunnelabschnitte ist derzeit die Ausrüstung auch mit konventionellen Lichtsignalen projektiert.

Mit dem Programm "Digitale Schiene Deutschland" plant das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) derzeit, ETCS und digitale Stellwerke (DSTW) mit dem Ziel einer Kapazitätsausweitung bundesweit auszurollen und dafür erhebliche Bundeshaushaltsmittel einzusetzen. Dieser Rollout ist lediglich gesamtwirtschaftlich, wenn in diesem Zuge – entsprechend der bereits in Betrieb befindlichen Neubaustrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt (VDE 8) – auf konventionelle Lichtsignale verzichtet wird. Die Metropolregion Stuttgart inkl. der Strecken des Projekts Stuttgart 21 und der Stuttgarter S-Bahn Stammstrecke soll im Rahmen eines Starterpakets bis zur Inbetriebnahme des Projekts Stuttgart 21 im Sinne des Programms "Digitale Schiene Deutschland" ausgerüstet werden. Dies erfordert eine Umplanung der Leit- und Sicherungstechnik im Projekt Stuttgart 21.

Das BMVI, die Deutsche Bahn AG, das Land Baden-Württemberg und der Verband Region Stuttgart erwarten von dieser Digitalisierungsoffensive deutliche Kapazitätsausweitungen, die zur Steigerung der Pünktlichkeit genutzt werden können. Erst in diesem Zusammenhang wird eine ETCS-Nachrüstung der S-Bahnen und Regionalfahrzeuge zwingend erforderlich. Es ist vorgesehen, dass der Bund die Infrastrukturkosten vollständig übernimmt und die Fahrzeugnachrüstungskosten in erheblichem Umfang fördert. Das Land hat in seinen Verkehrsverträgen bereits eine ETCS-Vorrüstung der Regionalfahrzeuge vorgesehen und beabsichtigt die Fahrzeugnachrüstung von rund 200 Fahrzeugen auf Grundlage einer entsprechenden Bundesförderung vorzunehmen. Genaue Angaben zu Kosten sind noch nicht möglich."

Ein paar Tage später kommt eine neue Antwort aus dem Ministerium. Nun vom Chef der Presseabteilung. Diese Antwort ist kurz und knapp und klar, ist eine Gegendarstellung in eigener Sache. Offenbar sind im Ministerium ein paar Angestellten die Ohren sehr lang gezogen worden, denn man liest nun sehr erstaunt:

"Sehr geehrter Herr Luik,

mit Inbetriebnahme von Stuttgart 21 müssen alle Fahrzeuge, die den Knoten Stuttgart befahren, mit ETCS ausgerüstet sein. Aktuell laufen die Planungen dazu, welche Fahrzeuge nachgerüstet werden und wie dies erfolgen soll. Das Land hat als Aufgabenträger für den Regionalverkehr mit den Verkehrsunternehmen vereinbart, dass die Fahrzeuge nachrüstbar sind, und das Land wird die Kosten übernehmen, wenn es dafür eine entsprechende Bundesförderung gibt."

Diese Antwort ist sachlich und höflich. Aber bei genauerer Betrachtung ist diese Antwort ein Skandal. In ihr steckt die große Lüge.

All die Jahre, in all den Schlichtungsverhandlungen, bei all den Stresstests, immer hieß es zu den Kritikern des Projekts: Ihr Dummerchen, ist doch selbstverständlich, dass S 21 auch technisch-konventionell ausgestattet wird.

Und nun diese Aussage.

Sie bedeutet: S 21 wird nochmals sehr viele Hundert Millionen Euro teurer, denn die Züge müssen aufgerüstet werden, auch die S-Bahnen – und der Bürger wird dafür bezahlen müssen, entweder über Landes- oder Bundesmittel, über Steuern und Fahrpreise.

Zukunft für Pendler: am Stadtrand umsteigen, um zum Hbf zu kommen

Und der Bürger wird, obwohl er sehr viel bezahlt, ganz massiv leiden: Der Bahnverkehr um Stuttgart und in ganz Baden-Württemberg wird sich dramatisch verändern, nein, verschlechtern: Viele Züge, Fern-, Nah- oder S-Bahnzüge werden den Stuttgarter Tiefbahnhof gar nicht mehr anfahren können. Pendler, Reisende, die "in das neue Herz Europas" (so die frühere S-21-Werbung) wollen, müssen in Zukunft in Bad Cannstatt, Ludwigsburg oder Vaihingen in S- oder U-Bahnen umsteigen, um irgendwie ins Stadtzentrum zu gelangen, das ist absehbar. Da kommt Freude auf.

Der Grund: ETCS.

In allen Verlautbarungen der Bahn wird das ETCS-System als die moderne Wunderwaffe gepriesen: ETCS mache das Zugfahren schneller, effizienter, mehr Züge könnten in dichterer Zugfolge hintereinander herfahren. Hört sich gut an. Doch ETCS hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Es ist ein Zugsicherungssystem, und Sicherheit heißt zunächst mal: langsamer.

In der Schweiz, wo seit längerer Zeit einige Strecken mit ETCS befahren werden, herrschen Ernüchterung, fast Frust. Teuer und anfällig sei das System, sehr komplex, laufend müsse nachgerüstet werden, Probleme gebe es vor allem in Bahnhöfen und bei Steigungen. Und es wird sogar diese Frage gestellt: Ist ETCS eine Sackgasse?

Dank ETCS, behauptet die Deutsche Bahn hingegen ganz optimistisch, würde es möglich, viel mehr Züge als bisher in den Tiefbahnhof fahren zu lassen.

Richtig ist das Gegenteil. Denn was die Bahn nicht berücksichtigt (oder aus taktischen Gründen verschweigt): ETCS-Züge haben, wie Experten es nennen, "flache Bremskurven" und diese "verlangsamen den flüssigen Betriebsablauf".

Der Mensch, anders als die ETCS-Maschine, aber hat Erfahrung. Ein Lokführer weiß, im Sommer sind die Gleise trocken – er kann schneller bremsen. Im Winter sind die Gleise oft schmierig und klitschig – er muss vorsichtiger sein. Ein Lokführer ist also viel feinfühliger, er kann sensibler agieren, er agiert situationsabhängig.

Schweiz: Lokführer klagen über Kapazitätsverluste durch ETCS

Die Moderne hat ihre Tücken: Ein ETCS-Zug fährt stur nach Programm, er fährt aufgrund der Befehle von Algorithmen, und er ist so programmiert, dass er aus Sicherheitsgründen immer einen extrem langen Bremsweg einplant, also sehr langsam in Bahnhöfe einfährt.

Die Folge: Die Leistungsfähigkeit von ETCS-Zügen kann sich deswegen sogar deutlich verringern – das zeigt sich in der Schweiz, wo Lokführer von zehn bis 14 Prozent Kapazitätsverlusten sprechen (Kontext <link https: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft digitale-wundertuete-5468.html _blank internal-link-new-window>berichtete). Im Stuttgarter Tiefbahnhof wird sie also wegen der besonderen Bedingungen dort sogar noch dramatischer abnehmen – das ist schon jetzt absehbar. Denn dort sind auf den Gleisen oft Doppelbelegungen vorgesehen, dort schleichen dann die Züge statt mit 40 Stundenkilometern Geschwindigkeit bloß mit maximal 20 km/h auf den Bahnsteig, schneller dürfen sie nicht sein. Es ist sogar wahrscheinlich, aber das würde erst die Praxis zeigen, dass die ETCS-Züge wegen der hypergefährlichen <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik der-schiefbahnhof-398.html _blank internal-link-new-window>Schiefneigung des Bahnhofs, noch einmal deutlich langsamer an die Bahnsteige herankriechen. Eine effiziente Fahrplangestaltung wird damit unmöglich. Eine weitere Folge: Es wird, technisch bedingt, ständig Staus und Verspätungen in den Tunneln unterhalb von Stuttgart geben.

Vor der Volksabstimmung gab es (abgesehen von diesem Kostendeckel in Höhe von 4,5 Milliarden Euro, der, versprochen, nie gesprengt werde) ganz große Versprechungen: S 21 werde zwar nicht 50 oder 100 Prozent, wie lange versprochen, aber doch, auf jeden Fall, 30 Prozent mehr Leistung haben als der alte Bahnhof! Und weil die Bürger der Bahn und ihren Politikern vertrauten, stimmten sie dem umstrittenen Projekt zu.

Bestenfalls 29 Züge pro Stunde im Tiefbahnhof?

Tatsächlich ist der Stuttgarter Tiefbahnhof, so der Diplom-Physiker Christoph Engelhardt, Gründer des Faktencheck-Portals Wikireal , auf eine Kapazität von maximal 32 Zügen angelegt – wenn er und die Zulauftunnel mit konventioneller Signaltechnik ausgerüstet sind. S 21 könnte also nicht einmal das heutige Verkehrsaufkommen bewältigen.

Aber nun wird alles noch viel ungeheuerlicher. S 21 wird wohl nur mit ETCS ausgestattet – wie es mein Informant vor neun Jahren angekündigt hatte. S 21 wird also, da diese moderne Technik das Ein- und Ausfahren in den Bahnhof dramatisch verlangsamt, was, siehe Schweiz, mindestens 10 Prozent Kapazität kostet, im besten Fall 29 Züge bewältigen können. Mehr ist nicht drin, auch in Zukunft nicht. S 21 ist somit ein illegaler Rückbau der Verkehrsstruktur – und das in einer boomenden Wirtschaftsregion!

All die Anhörungen am Runden Tisch, der Stresstest, das Diskutieren mit den Kritikern – alles nur zynisches Geplänkel. Alles Makulatur, was in den vergangenen Jahren Politik und Bahn über S 21 gesagt haben. Ein ganzes Land wurde und wird kaltschnäuzig vorgeführt.

Diese Chuzpe – unfassbar.

Wie lange wollen die in Stuttgart herrschenden Grünen dieses üble Spiel noch weiter mitspielen?

Der alte, schon ziemlich demolierte Kopfbahnhof ist für das Morgen bestens gerüstet: Er schafft derzeit locker 40 Züge pro Stunde, und er hat immense Kapazitätsreserven (Kontext <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik reise-nach-absurdistan-3990.html _blank internal-link-new-window>berichtete): Er würde problemlos noch viel mehr Züge schaffen, weit über 50, für ihn wäre das kein Problem.

Das Alte ist die Öko-Antwort auf das Neue. S 21 hingegen konterkariert die Versprechungen von Politik und Bahn, in den kommenden Jahren 50 Prozent mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. S 21 zwingt die Menschen in die Autos.

8,2 Milliarden, mindestens, für einen Bahnhof, der unter ökologischen Gesichtspunkten ein Sündenfall ist. 8,2 Milliarden, mindestens, für einen Bahnhof, der die Reisenden tagtäglich verärgern wird.

"Wir können alles. Außer Hochdeutsch", heißt es auf der Homepage des Landes-Baden-Württemberg. Schön wär's. Die Schwaben können, sie versuchen es zumindest sturheil, mit vielen Milliarden Euro, den größten anzunehmenden Unfug bauen.

"S 21 ist aus meiner Sicht", ließ mich vergangenen Sonntag ein Gutachter für Signaltechnik wissen, "das goldene Begräbnis der Bahn. Golden wegen der zu erwartenden Kosten von 8,2 Milliarden Euro, wenn nicht noch viel mehr. Ein Begräbnis zunächst im wahrsten Sinne des Wortes: unter die Erde. Aber auch ein Begräbnis im übertragenen Sinne: das Begräbnis der Eisenbahn als Verkehrsträger im Raum Stuttgart."


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25 Kommentare verfügbar

  • Flow Lepuav
    am 10.11.2019
    Antworten
    Ich bin selbst Ingenieur mit vielen Patenten lebe seit 2004 in Asien und kann über Deutschland nur noch den Kopf schütteln!
    Deutschland WAR einmal das Land der Dichter und Denker mit ausgezeichneter Ingenieurkunst. Das war einmal, lang ist es her!
    Zu dumm um Untergrundbahnhöfe und Flughäfen zu…
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