Der Stuttgarter Talkessel kocht: Zuletzt kletterten die Temperaturen in den Häuserschluchten auf fast 40 Grad Celsius. Selbst oberhalb der Stadt ist es nur einen Hauch kühler. Auch auf den Fildern, einer Hochebene südlich der Landeshauptstadt, macht die wochenlange Hitzewelle Mensch und Natur zu schaffen. Sorgenvoll blickt Lukas Dreyer vom Reyerhof über die Gemüsefelder. Die Blätter junger Salatpflanzen kleben am fruchtbaren Lößboden, den die sengende Sonne zu Staub zerbröselt. "Auch bei Kartoffeln sieht's ziemlich schlecht aus", sagt der Landwirtschaftsmeister, der den Demeterhof im Stuttgarter Stadtbezirk Möhringen leitet. Es sind nicht die einzigen Ernteausfälle, die "Wetterkapriolen" dem biologisch-dynamischen Betrieb mit 40 Hektar Ackerfläche und zehn Milchkühen heuer bescheren. Unsicher bleibt, ob's im Hofladen in dieser Saison noch Rosenkohl und Kraut zu kaufen gibt. Damit der Landwirt das Gemüse ernten kann, müsste es wieder ein normaler Sommer werden. Aber rasch, sonst bleibt nur Unterpflügen.
Vor wenigen Tagen hat es auf den Fildern sogar geregnet. "16 Liter auf den Quadratmeter", erzählt Dreyer. Was sich nach viel anhört, war ein Tropfen auf den heißen Stein. "Bei dieser Hitze verdunstet Niederschlag sofort", erklärt er. Auch prasselte der Gewitterschauer nur lokal aufs ausgedörrte Land nieder. Andere Filderbauern sitzen seit Wochen auf dem Trockenen. "Ich habe gleich gehackt, um die kapillare Verdunstung zu erschweren", erklärt der Bauer, wie er das kostbare Nass im Boden zu halten versuchte. Künstlich Bewässern wäre ein Ausweg, doch die neugebaute Zisterne füllt sich in diesem Sommer kaum. Was für den Tankwagen bleibt, ist Leitungswasser, dessen Kosten er kaum auf die Preise seiner Erzeugnisse aufschlagen kann. Zu stark diktieren die großen Handelsketten inzwischen auch den Bio-Markt. "Für mich ist es auch eine ethische Frage, Trinkwasser für Feldfrüchte zu verbrauchen", betont er.
Milliardenunterstützung? Ökobauern wissen sich bei Hitze zu helfen
Trotz Hitze und Regenmangel bekommen die Milchkühe des Reyerhofes, die wegen der beengten Ortslage das ganze Jahr im Stall stehen, täglich weiter saftiges Grün. Die Auswahl der Futterpflanzen macht's. "Wir geben Klee und Luzerne", erläutert der Landwirt. Letztere sind nicht nur wertvolle Stickstofflieferanten, sondern wurzeln auch bis zu vier Meter tief in feuchteren Bodenschichten. Keinen Kopf braucht sich Dreyer zudem darüber machen, wie er die Tiere über den Winter kriegt. Das Frühjahr war in der Region, wie es unter Landwirten heißt, wüchsig, der erste Schnitt brachte mehr an Heu und Silage ein, als die kleine Herde benötigt.
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Max Klein
am 13.08.2018