Seit 2009 ist Kai Boeddinghaus Geschäftsführer des Bundes für freie Kammern (BffK), zu dessen Kernforderungen die Ablehnung der Zwangsmitgliedschaft in den Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie den Handwerkskammern (HWK) zählt. Der Kasseler hat auch Klaus Steinke von den Stuttgarter IHK-Rebellen der Kaktus-Initiative bei dessen jüngster Klage gegen die IHK Region Stuttgart unterstützt. Steinke hatte der IHK-Geschäftsführung vorgeworfen, in zwei Pressemitteilungen die Kakteen angegriffen und damit ihre Kompetenzen überschritten zu haben. Dass dies zutreffe und in Zukunft ausbleiben solle, ist der Inhalt des Vergleichs, der am 16. März vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht geschlossen wurde.
Herr Boeddinghaus, wie bewerten Sie den Vergleich zwischen IHK und Kaktus-Initiative?
Ich finde das Ergebnis gut, weil sich die Kammerkritiker ja nicht dafür einsetzen, Prozesse zu gewinnen, sondern Prozesse in Gang zu bringen – Entwicklungsprozesse, Veränderungsprozesse. Die sind teilweise schon in Gang: Vor drei, vier Jahren hätte eine IHK so einem Vergleich nicht zugestimmt. Und letztendlich kommt dieser Vergleich einem möglichen Urteil ja sehr nahe – weil damit klar ist: So wie das Präsidium sich verhalten hat, geht das nicht. Und gleichzeitig ist es gut, dass die IHK Region Stuttgart das so akzeptiert hat, weil sie damit signalisiert, aus ihrem Bunker herauszukommen und nicht länger Dinge zu verteidigen, die nicht zu verteidigen sind.
Sind diese Prozesse auch in anderen Kammern zu beobachten?
Ja, eindeutig. Dass in Hamburg im Februar 2017 die Kammerkritiker bei den Wahlen 55 von 58 Mandaten gewonnen haben, ist ein deutliches Signal, dass etwas in Bewegung geraten ist. Und wenn zum Beispiel eine Handwerkskammer wie die in Koblenz offensiv notwendige Veränderungsprozesse mit uns diskutiert und am Ende öffentlich bekundet, von uns Kritikern etwas gelernt zu haben, dann zeigt das, dass solche Veränderungsprozesse nicht nur mit der Brechstange in Gang gesetzt werden können. Die übergreifende Idee ist ja ausdrücklich nicht, die Kammerorganisation zu zerschlagen und abzuschaffen, sondern sie fit zu machen und zu verändern.
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Kornelia
am 24.03.2017