Klar ist nur, dass die Kündigung aus der Kanzlei des Neu-Isenburger Juristen Ralf Alexander Schäfer kam, vom Hausanwalt des DOSB. Auf seinem Briefbogen finden sich keine Partner in Hongkong oder Genf, auf seiner Homepage der Anspruch, "Ziele sauber erreichen" zu wollen und zwei Angestellte. Sein Schriftsatz erzeugt bei fachkundigen Kollegen zumindest Erstaunen. So zitiert der Deutschlandfunk den Münchner Sportkartellrechtler Mark-E. Orth, der für eine fristlose Kündigung "keinen Grund" sieht, weil Sioux nicht den DOSB, sondern allenfalls das IOC kritisiert habe. Und im Übrigen ein schutzwürdiges Interesse daran habe, dass das mit dem IOC verbundene Negativimage nicht auf das Unternehmen übertragen werde.
Der DOSB sagt einfach nichts
Der Einzige, der auf die Frage, wer den Anwalt in Marsch gesetzt hat, eine Antwort geben könnte, ist der DOSB selbst. Aber der sagt nichts und verweist auf seine Tochtergesellschaft Deutsche Sportmarketing (DSM). Auf Anfrage von Kontext lässt DSM-Geschäftsführer Axel Achten wissen: "Bedauerlicherweise" habe Sioux die vertraglichen Vereinbarungen "massiv verletzt", anders sei das "nicht mehr anders zu lösen" gewesen. Und dann das Übliche: Er bitte um Verständnis, dass weitere Auskünfte wegen des laufenden Verfahrens nicht erteilt werden könnten. Zum Zeitpunkt der Achten'schen Auskunft waren bei Berner bereits weitere fristlose Kündigungen eingetroffen.
Es darf also fortgesetzt gerätselt werden, wer hinter dem Crashkurs steckt. Michael Vesper, der Vorstandschef des Dachverbandes? Schwer zu glauben, dazu ist der grüne Exminister zu clever. Thomas Bach, der frühere Chef von Vesper und heutige IOC-Präsident, der den DOSB-Vertrag mit Adidas und Sioux 2013 unterzeichnet hat? Noch schwerer zu glauben, aller Nähe zu dem Dreistreifen-Konzern zum Trotz. Der Mann ist Jurist und schwebt in höheren Sphären. Insider vermuten dahinter die Achse Hörmann/Achten, die, genervt von permanenter Olympia-Kritik, schlicht zeigen wollten, wo der Hammer hängt.
Kein Geheimnis ist, dass Ausstatter Adidas alleine das Sagen haben wollte. Der Häuptling aus Herzogenaurach strebt stets nach Hegemonie, im Kapitalismus würde man sagen, nach dem Monopol. Die schwäbischen Indianer mit auf dem Bild, wenn Millionen zuschauen, das stört, und wenn sie dann noch die Geschäftsgrundlage in Frage stellen, läuten im Frankenland die Alarmglocken. Lebt der Sport, nach offizieller Lesart, doch von Fairness, Sauberkeit und allgemeiner Anerkennung. Natürlich kommentieren die Herzogenauracher den Vorgang nicht. Sprecher Oliver Brüggen teilt Kontext mit, das sei eine Sache zwischen DOSB und Produzent Sioux, mit dem man "immer gut zusammengearbeitet" habe.
Mit der FIFA und dem IOC hat Adidas kein Problem
Adidas ist nach allen Seiten offen. Als Ausstatter ist das Unternehmen mit Sportverbänden und -funktionären aus aller Welt verbandelt, treuer Freund von Fußballweltverband FIFA und IOC, und denen tut man nicht weh, auch wenn die hauseigenen Überschriften "höchste ethische Standards" verlangen. Dann wird die FIFA eben weiter gesponsert, das IOC ebenso – und der internationale Leichtathletikverband IAAF bestraft. Bei diesem korrupten Laden ist Adidas tatsächlich ausgestiegen, doch das schmerzt weniger, weil die Läufer und Werfer keine Fußballer sind. Aber jedes Mal, so rum oder andersrum, hat die Weltfirma die Frage nach der Doppelmoral an der Backe. Diesmal ausgelöst von den Walheimer Grashoppers.
2 Kommentare verfügbar
Lowandorder
am 01.09.2016Was waren's noch für Zeiten -
Als z.B. die Ratzeburger Ruderrecken
Mittels Gammelklamotten -
Den Funktionären & den MicidisJüngelchem
von den Edelklubs zeigten -
Wo der Hammer hängt!
("Wo liechtn dit eijentlich -
Dit Ratzeburg?" -
Na - im Moment - 5…