Dann kamen München und Hamburg, die gescheiterten Olympiabewerbungen 2013 und 2015. Sie seien ein "Augenöffner" gewesen, erzählt Berner in seinem Walheimer Showroom, in dem die Modelle für 2017 stehen. Schuhe, die "Freiheit verleihen", verspricht die Firma. Wenn die Bewerbungen um die Spiele "aus der Mitte der Gesellschaft" heraus abgelehnt würden, sagt er, könne etwas nicht stimmen. Sie hätten lange darüber nachgedacht, im Vertrieb, im Marketing, in der Produktion, was das ist. Um zu dem Schluss zu gelangen, dass sie "nicht mehr Teil dieser olympischen Entwicklungen" sein wollten.
Berner erzählt das ganz nüchtern, stets darauf bedacht, nicht in die Ecke des Olympiagegners gesteckt zu werden. Mit No-olympics-Aktivisten hat er nichts am Hut, parteipolitisch will er's schon gar nicht verstanden wissen. Es ist dieses Unbehagen, das ihn seit Jahren beschleicht, wenn er das Sportbusiness betrachtet. Wenn Organisationen wie das IOC Milliarden kassieren, die Funktionäre in Luxushotels logieren und junge Menschen aus sogenannten Randsportarten zu ihm nach Walheim kommen und fragen, ob sie vielleicht einen Fahrtkostenzuschuss kriegen könnten. Das will dem Schwaben aus Grafenau nicht so recht in den Kopf gehen. Auch weil er "im Herzen ein Sportfan" sei. Womöglich gerade deshalb.
"Vielleicht war's blauäugig", sinniert er bei einem Glas Latte macchiato, naiv zu glauben, die Kündigung und die Kritik würden sich versenden oder gar auf offene Ohren stoßen. Würde er die Klientel kennen, hätte er eine Ahnung davon, dass Sportfunktionäre dafür nicht zu haben sind. Sie haben sich ihre Welt zusammengezimmert, scheinbar bedeutend gemacht von Funk und Fernsehen, und sie haben darüber vergessen, dass, wenn überhaupt, die Sportlerinnen und Sportler wichtig sind. Wer daran rüttelt, wer ihre Wichtigkeit in Frage stellt, wer ihre unheilige Messe namens Olympia stört, muss bestraft werden. Oder wie Berner sagt: The empire strikes back.
Den Vertrag haben einst Bach und Vesper unterschrieben
Zurückgeschlagen hat das Imperium in Gestalt eines Neu-Isenburger Anwalts, der den DOSB und seine Marketinggesellschaft DSM vertritt. Seine Mandantschaft sei sehr enttäuscht darüber, schreibt er, dass Sioux die "Olympische Bewegung in Misskredit" gebracht habe. Nämlich dadurch, dass das Unternehmen, das lange Jahre ein "verlässlicher und guter Partner" gewesen sei, seine Kritik in einer öffentlichen Presseerklärung vorgebracht habe – "entgegen der vertraglichen Vereinbarungen ohne vorherige Abstimmung". Das habe die fristlose Kündigung des Kontrakts, der 2013 von Vesper und dem damaligen DOSB-Präsidenten Thomas Bach unterschrieben wurde, zur Folge.
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Fritz
am 31.08.2016