Die Heslacher kennen das: Wenn im engen Tal des Stuttgarter Stadtteils die Luft von Hopfendüften geschwängert ist, herrscht Inversionswetterlage. Heißt: Kein Lüftchen regt sich, die Düfte von Stuttgarter Hofbräu und Dinkelacker können nicht abziehen und liegen wie eine Glocke über dem Stadtteil, Stuttgart versinkt dank Kessellage im Dunst.
An solchen Tagen registriert das Messgerät am Neckartor Feinstaubkonzentrationen, die deutlich über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Seit zehn Jahren ist das an maximal 35 Tagen im Jahr zulässig. Doch am Neckartor waren es jedes Jahr mehr. Zuletzt immer noch über 60 Tage.
Bereits vor einem Jahr hat die EU-Kommission mit Klage gedroht, falls nicht endlich wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen würden gegen den Feinstaub. Denn bisher wurde wenig erreicht. Feinstaubkehrmaschine und Feinstaubkleber waren reine Alibi-Maßnahmen. Rote, gelbe und grüne Umweltzonen, Fahrverbote für Lkw oder eine veränderte Ampelschaltung haben zwar die Tage reduziert, an denen die Höchstwerte überschritten werden. Aber das reicht noch nicht.
Gegen Feinstaub nützen auch Elektroautos nichts
Und so luden Verkehrsminister Winfried Hermann, Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Regierungspräsident Johannes Schmalzl am Freitag, den 11. Dezember, also zum Pressetermin ein, um den nächsten Schritt zu erläutern: Ab 11. Januar soll Feinstaubalarm ausgelöst werden, wenn der Deutsche Wetterdienst vorhersagt, dass es an mindestens zwei Tagen hintereinander zu Inversionswetterlagen kommt, die Luft in der Stadt also nicht zirkulieren oder abziehen kann. Über Radio und Zeitungen, Online-Medien, Tafeln an Ausfallstraßen und eine <link http: www.stuttgart.de feinstaubalarm _blank external-link>eigens eingerichtete Website werden die Bürger zwei Tage vorher informiert. Dann sollen sie ihre Holzöfen aus lassen und prüfen, ob sie ihr Auto stehen lassen können. Die EU schaue sehr genau hin, was in Stuttgart passiert, betont Verkehrsminister Winfried Hermann. Sie wolle Ergebnisse sehen.
4 Kommentare verfügbar
Bernhard Efinger
am 28.10.2016Im Stuttgarter Kessel, die Luft ist so dick,
greift man zu einem uralten, faulen Trick:
Mit Verboten den Verursachern zu winken,
weil Abgase nicht nur zum Himmel stinken,
sondern allen leidgeprüften Bewohnern dort,
die seither wohnen am kontaminierten Ort.
All jene Versuche…