Die Schlaglöcher werden tiefer auf dem Weg der kleinen Stuttgarter Delegation aus Piräus nach Norden. Wilde Mülldeponien am Straßenrand, Metallschrott und Schutt, keine Lebensmittelläden, keine öffentlichen Verkehrsmittel vor dem Schlagbaum. Dahinter, in dem Lager auf dem ehemaligen Militärgelände ist die staatliche medizinische Versorgung der anhaltend hohen Flüchtlingszahlen in Kombination mit dem europäischen Spardiktat immer weiter ausgedünnt. Wer akut einen Arzt braucht, muss ins Taxi steigen. "Das Leben ist nicht einfach", sagt eine der Helferinnen, "aber viel besser als anderswo."
Der Innenausschuss des Landtags, zu Besuch in Athen, bekommt mit Schistos eine Vorzeigeeinrichtung zu sehen. Mit Gemeinschafts- und zahlreichen kleinen individuellen Familienunterkünften, samt Küche und sanitären Einrichtungen. Eine Art Selbstverwaltung sorgt für Sauberkeit, Flüchtlinge kümmern sich um die Mülltonnen. Selbst Menschen mit Bleiberecht leben hier, weil sie weder Wohnung noch Arbeit finden. Frauen können im kleinen Kreis über die Situation in der Familie reden, wenn's brenzlig ist. Die Bibliothek hat jeden Tag geöffnet, die Schule ohnehin. "Viele Kinder glauben, wenn sie nur fleißig lernen", erzählt ein Erzieher, "finden sie das Paradies in Deutschland."
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