Ja. Da ist mir klar geworden, dass das, was wir in Kunstgeschichte lernen und in Ausstellungen sehen, ganz sicher nicht alles ist, was die Kunst global zu bieten hat. Es gab damals ja noch kein Internet. Ich bin noch zur Recherche durch Ghana gereist: schauen, was es gibt, wie dort Kunst und Kunsthandwerk sich darstellt.
1989 fiel auch die Berliner Mauer. Es gab nicht mehr eine Erste, Zweite und Dritte Welt, sondern nur noch eine. Welche Auswirkungen hatte das auf Ihre Arbeit?
Ich kann mich gut erinnern an eine Ausstellung, die mein Vorgänger Alexander Tolnay gemacht hat, mit dem Titel "Erste Schritte. Rumänische Kunst heute".
Mit Dan und Lia Perjovschi.
Es war die erste Ausstellung von Dan Perjovschi im Westen, auch für ihn ein Meilenstein. Man konnte damals noch weiße Flecken auf der Landkarte entdecken. 1991 haben wir die ifa-Galerie in Berlin eröffnet, mit Kolleginnen aus der ehemaligen DDR. Dort lag für eine Reihe von Jahren der Schwerpunkt auf osteuropäischer Kunst, weil die Kontakte da waren- meine Berliner Kollegin sprach fließend Russisch - und weil die Neugierde und der Nachholbedarf groß waren. Das war für mich eine sehr intensive Erfahrung, auch dass wir feststellen mussten, dass Ausstellungen, die in Berlin richtig gut liefen, etwa zur Moskauer Konzeptkunst, hier in Stuttgart auf weniger Interesse stießen.
Vieles, was Sie im Lauf der Zeit vorgestellt haben, war in Europa zuvor noch nicht zu sehen gewesen. Wie kommt man zu den Themen? Waren Sie ständig als Vielfliegerin unterwegs?
Vielfliegerin sicher nicht, dazu reicht schon unser Reisebudget nicht! Es sind drei Quellen: große Ausstellungen und Biennalen; ein weltweites Netzwerk von Kuratoren und Künstlern, aus dem immer wieder Vorschläge kommen; und eigene Recherchen. Zu Reisen kam es in den letzten Jahren aufgrund des Budgets eigentlich nur noch, wenn wir schon ein Projekt im Kopf hatten; aber die bieten dann die Gelegenheit, Kunstszenen vor Ort kennenzulernen und Netzwerke zu erweitern.
Mittlerweile gibt es hunderte von Biennalen in allen Teilen der Welt.
Auf jeder Biennale entdeckt man wieder etwas: KünstlerInnen, ArchitektInnen oder Projekte, auf die man sonst nicht gestoßen wäre. Es öffnet den Blick und manches findet Eingang in eigene Ausstellungen.
Sie jetten aber nicht ständig von Gwangju nach Feuerland?
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