KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Feindbilder

Feindbilder
|

Datum:

Der Reporter von morgen textet nicht nur: Als mediales Multitalent liefert er Bilder, Ton und Film gleich mit dazu. Der Berliner "Tagesspiegel" streicht aktuell seine Fotoredaktion, weil die "anachronistisch" sei. Als Warnung in Form und Inhalt, wohin das Sparen an der falschen Stelle führt, hat Kontext den Rollentausch gewagt: Hier schreibt der Fotograf, und der Texter steuert Bilder bei.

Zurück Weiter

Ächz, würg, kotz, der Redakteur hat wieder selber geknipst.

Horrorvorstellung jedes Bildredakteurs, wenn es ihn denn überhaupt noch gibt, und Feindbild der freien BildjournalistInnen und PressefotografInnen.

Die digitale Aufrüstung der Smartfons zu handlichen Fotoapparaten, mit denen man unter anderem auch telefonieren kann, eröffnet neue Möglichkeiten, MitarbeiterInnen in den Redaktionen und Archiven einzusparen.

Egal ob es Umstrukturierungsprogramm, Konsolidierungsmaßnahme oder Anpassung an die digitale Zukunft genannt wird. Es geht ums liebe Geld, das grundsätzlich wichtiger ist als MitarbeiterInnen oder gar Qualität.

Jetzt leisten wir uns bei Kontext noch professionelle Fotografen (sie sind derzeit leider ausschließlich männlich), einen sogar fest in der Redaktion. Die Kollegen bemühen sich, die engagierten Texte unserer SchreiberInnen ebenso engagiert zu bebildern.

Es gibt aber doch Geschichten, die vielleicht an irgendeiner Theke im Ländle, im Zug oder beim Studium des oberschwäbischen Heimatblattes quasi im Moment aus der Feder bzw. der Tastatur springen wollen, und da ist dann ganz spontan auch ein Foto vonnöten, dem Handy sei Dank und Photoshop wird's schon irgendwie erkennbar machen.

Wie die mediale Zukunft mit den Schnellschüssen von RedakteurInnen aussehen kann, zeigt diese intensive Recherche in der Bilder-App des Uralt-iPhones unseres "Senior vice chief editor" Josef-Otto Freudenreich. Diese Bildauswahl aus dem revolutionären Alltag dient der Beruhigung unserer fotografischen Mitarbeiter, dass wir sie auch in Zukunft unbedingt brauchen, aber auch der Abschreckung jedes selbstverliebten Journalisten, der seine Mehrfachbegabung bei Kontext bestätigt finden will.


Über die Sparmaßnahmen beim "Tagesspiegel" berichtete "Übermedien" am 20. Februar exklusiv.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


1 Kommentar verfügbar

  • Lowandorder
    am 27.02.2020
    Antworten
    Na Servus

    “Ach - da soll ich meinem Henker - auch noch den Strick liefern - wa. Mach dich fott!“ - mein Freund & Top-Fotograf zu einem Schreiberling auf dessen “…höma Kalle - ich soll jetzt ja auch btw n Fotto liefern. Wie mach ich das eigentlich bei Gegenlicht …usw …?“

    So geht das.
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!