Kalt ist es, nass und trotzdem ist die Königsstraße voll. Voll mit tütentragenden Menschen, die hin und her laufen und nach Schnäppchen jagen – was, im Falle des Erfolgs, das Belohnungsnetzwerk im Vorderhirn zum Leuchten bringt. Sagen Psychologen. So furchtbar glücklich sehen sie freilich nicht aus, die Geschenkbeschwerten, die am Freitag, dem 29. November über die graue Einkaufsmeile hasten.
An ihrem Ende, gegenüber dem Hauptbahnhof, ist die Laune besser. Hier haben sich mehrere Tausend KlimaschützerInnen versammelt und rufen: "Attacke, Attacke, Black Friday ist Kacke!" Das ist insofern erstaunlich, als das Protestpublikum vorwiegend jugendlich ist, dort, wo sich sonst die eher silbernen Schopfe des Stuttgart-21-Protests treffen. Aber FfF hat gerufen, der junge Zorn von der Klimafront, und außerdem ist Einjähriges: Seit dem 30. November 2018 demonstrieren sie in Stuttgart an jedem Freitag. Diesmal zum 51. Mal.
Natürlich sind sie stolz wie Bolle, die Aktivisten vom "Orga-Team". Auch wenn der rotbemützte Peter Grohmann, der unverdrossen herumspringt, sagen könnte: Wir sind schon bei der 492. Montagsdemo angekommen. Tut er selbstredend nicht, weil er froh ist über alle, die noch nicht im Rentenalter sind.
Kontext-Fotograf Joe Röttgers hat sie mit der Kamera eingefangen. Die Mütter mit Kinderwagen, die SchülerInnen in Englisch ("act now or swim later") beziehungsweise Geschichte ("Die Dinos dachten auch, sie hätten mehr Zeit") und das Lachen, das nicht vom Schnäppchen kam. Eine kleine Geburtstagsgalerie sozusagen.
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