KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Beziehungsabende mit HAP Grieshaber

Beziehungsabende mit HAP Grieshaber
|

 Fotos: Joachim E. Röttgers 

|

Datum:

Die Jahreszahlen sind etwas krumm, das Jubiläumsjahr 2019 deshalb etwas schief, aber Schwamm drüber. Der DGB Stuttgart hat Gründe gesucht und gefunden, sich eine Grieshaber-Ausstellung zu genehmigen. Das bekannte Geschäftsführer Bernhard Löffler bei der Vernissage im Willi-Bleicher-Haus.

Zurück Weiter

Keine Frage, die Gewerkschaft mag den Holzschnitzer von der Achalm. Es ist die Geschichte einer besonderen Beziehung. Heuer jährt sich Grieshabers Geburtstag zum 110. Male, vor exakt 51 Jahren hat ihm die Gewerkschaft den Kunstpreis verliehen. Und dann ist da noch der Holzstock für das 1. Mai-Plakat, das der engagierte Künstler vor 41 Jahren für die IG Druck und Papier gestaltete. Anlass genug, sich dem politischen Grieshaber zu widmen unter dem Titel "Ungesehenes aus den Beziehungen von HAP Grieshaber".

Kurator Markus Köck hat sich mächtig reingehängt. Die erste Geige im Gewerkschaftshaus spielen – wen wundert’s? – die Gewerkschaftsconnections des Künstlers und damit auch seine Werke, die sich mit der Arbeitswelt beschäftigen, mit Grieshabers Blick auf die arbeitenden Menschen. Doch auch die noch nie öffentlich gezeigten Eulenspiegeleien sind zu sehen, der siebenteilige Prometheus-Zyklus und jede Menge Dokumente aus dem privaten Nachlass, wie sein Mitgliedsbuch von der Kommunistischen Partei Deutschland mit der Nummer 318319 oder eine Auszeichnung des schönsten Buches der DDR im Jahr 1973. Großformatig, kleinteilig, Selbstporträt oder Appelle gegen den Krieg – alles in allem 60 mal Grieshaber. Die ersten Tage hatten Zuschauer beim Betrachten der Werke alle Freiheiten der Assoziation, die Bilder sind nicht beschriftet – ihre Titel werden aber noch nachgeliefert, verspricht Markus Köck.

Ausgegraben hat der verdi-Landesfachgruppenvorsitzende Bildende Kunst die Dokumente und Werke mit dem Grieshaber-Nachlassverwalter Kurt Femppel. Fündig wurden sie bei Hans Hermann, der sie tief in seiner 1000 Werke umfassenden Grieshaber-Sammlung wühlen ließ.

Kurt Femppel, Mitglied im Vorstand der Grieshaber-Stiftung und Herausgeber von Bücher über Grieshaber, hat nicht nur gewühlt. Er hat bei der Vernissage am vergangenen Donnerstag auch ein neues Buch vorgestellt und den rund 100 Gästen erzählt, wie er über den politischen Grieshaber gestolpert ist.

Vor Jahren nämlich irrte der Grieshaber-Kenner durch die beinahe menschenleeren Gänge des noch nicht renovierten Gewerkschaftshauses, verzweifelt und frustriert, weil er nicht fand, was er suchte: Den Druckstock eines 1.-Mai-Plakates, das Grieshaber 1978 für die Stuttgarter IG Druck und Papier erstellt hatte. Es musste also hier sein, hier in Stuttgart. Ein Mitarbeiter klärte den Umherirrenden schließlich auf: "Ein Grieshaber isch hier ghengt, aber den hot oiner mit noch Berlin gnomma." Bei verdi in Berlin wurde Femppel fündig und jetzt hängt der Druckstock wieder im Willi-Bleicher-Haus - als Leihgabe für die Ausstellung. Und vielleicht, so hoffen manche, sogar für immer.


Info:

Zusammen mit Catharina Geiselhart und Hermann Pfeiffer hat Kurt Femppel ein Buch zur Ausstellung erstellt: Es heißt "Malgré tout – Der politische HAP Grieshaber. Darin beleuchten die AutorInnen Werk und Leben von Grieshaber,  "Holzschneider, Drucker, Maler, Büchermacher, Briefeschreiber, Homme engagé.”

Begleitet wird die Ausstellung im Willi-Bleicher-Haus von Beziehungsabenden.

  • Am 25. Juni beleuchtet Bernhard Löffler Grieshabers Beziehungen zur Gewerkschaft, mit der er etwa eine Kunstaktion initiierte zur Unterstützung der Erdbebenopfer in der Basilicata 1980.
  • Am 25. Juli gibt Kurator Markus Köck im Gespräch mit dem Leihgeber Hans Hermann Einblicke in die Auswahl der Werke.
  • Wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Naturfreunden war, soll der Beziehungsabend am 25. September mit Wegbegleitenden klären.  

Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


0 Kommentare verfügbar

Schreiben Sie den ersten Kommentar!

Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!