Jin Joo Lee zwingt sich zu einem kleinen Lächeln. "Einfach ist das schon jetzt nicht", sagt die 28-jährige Koreanerin, sprich: das Studium zu stemmen und gleichzeitig den Lebensunterhalt zu finanzieren. Seit fast fünf Jahren lebt sie in Deutschland. Zuerst in Berlin, wo sie gearbeitet und Deutsch gelernt hat, dann in Stuttgart, wo sie im siebten Semester an der Kunstakademie eingeschrieben ist. Um über die Runden zu kommen, ist sie auf Nebenjobs angewiesen. Erst als Küchenhilfe in asiatischen Restaurants, jetzt als Aufseherin im Naturkundemuseum.
Jin Joo ist eine von rund 16 000 Nicht-EU-Ausländern, die zum Studieren nach Baden-Württemberg gekommen sind. Nach den Plänen der Landesregierung sollen sie ab dem nächsten Wintersemester mit 1500 Euro pro Halbjahr zur Kasse gebeten werden. Das soll Löcher im Haushalt stopfen helfen, 48 Millionen Euro soll das Wissenschaftsministerium dazu beitragen, denn "die Haushaltskonsolidierungen stehen im Zeichen der Schuldenbremse", so der Amtssprech.
Ministerin Bauer war einst gegen Studiengebühren
Richtig ist, dass sich alle Bundesländer dem Spardiktat unterworfen haben, richtig ist aber auch, dass nur im Südwesten eine exklusive Ausländergebühr in Vorbereitung ist. Wohlgemerkt: Unter der Federführung der grünen Ministerin Theresia Bauer, die mit 41 Prozent der Stimmen das Direktmandat in der internationalen Studentenstadt Heidelberg gewonnen hat. Noch 2012 meldete sie als großen Erfolg: "Studiengebühren in Baden-Württemberg gehören der Vergangenheit an." 2013 schaffte Niedersachsen als letztes Bundesland die Gebühren ab. Seitdem sind nicht einmal aus den unionsgeführten Regierungen vergleichbare Vorhaben bekannt geworden.
Immerhin: Aus dem linken Lager der Grünen kommt Kritik. "Keine Studiengebühren für niemand", fordert Kai Gehring, Hochschulsprecher der Bundestagsfraktion. Die Sprecherinnen der Grünen Jugend, Lena Schwelling und Leonie Wolf, sehen in Bauers Vorstoß einen "weiteren Schritt, das Attribut 'sozial' aus dem grünen Selbstverständnis zurückzudrängen". Unterstützt werden sie von den Verfassten Studierendenschaften aus Konstanz, Mannheim, Freiburg, Biberach und Karlsruhe, die sich hinter der Forderung versammeln: "Bildung an und für sich ist ein Grundrecht und muss allen offenstehen." Hochschulen haben sich an dem Aufruf nicht beteiligt, bei den Parteien fand sich nur die Linke zur Unterschrift bereit.
14 Kommentare verfügbar
Fritz
am 20.11.2016"Puh"
Eine klare Ansage!
Ich bin wohl ganz bestimmt ein Oberlehrer, aber zumindest lese ich die Artikel hier vorher durch und predige nicht einfach in einem Kommentar zu einem Thema los, das nichts damit zu tun hat.
Und Mehrdeutigkeiten in seinem Text sollte man als…