Liane, Valli, Peter, Rainer und Werner - so hieß die Gründergeneration der brandneuen Kaffeekultur in Stuttgart. Jeder mit einer Eigenkapitaleinlage von 25 000 Mark und dem zündenden Idealismus ausgestattet, Stuttgart neben dem damals eher abgeratzten Szenecafé Soho im Westen noch eines in Mitte zu schenken. Italienischen Flair sollte es haben, mi piace l'italiano! Mit echtem Cappuccino, den die Stuttgarter bis dahin nur aus dem Toskana-Urlaub kannten.
1983 bauten die fünf Freunde den alten Ausstellungsraum eines Fliesenfachgeschäfts an der Hauptstätterstraße um. An die Wand hatten die Fliesenleger irgendwann einmal ein großes S verlegt. Und so nannten sie ihr Café "Stella": Stern. In 31 Jahren wurde der Name zum Kult.
Am 30. September verabschiedet sich das Stella von der Bildfläche. Mit ihm geht ein Stück Kultur, das die alternative Seele Stuttgarts mitgeprägt hat. Über drei Jahrzehnte ist es mit seinen Gästen gewachsen und gealtert, wie ein großer Baum. Mit Kerben am Stamm und wettergegerbt, mit immer neuen Trieben und ein paar alten Ästen.
Sogar ein US-Reiseführer hat das Stella empfohlen
Liane Schmid, die alle nur Lili nennen, ist die einzig Verbliebene von der Stella-Erstbesetzung. Sie kennt jeden Winkel in und auswendig, jeden verlegten Mosaikstein, jede Wölbung des Wellblechs an der Bar und jede Biegung der dicken, runden Röhren, die schon immer unter der Decke hängen wie riesige Würmer. "Wir haben damals alles selbst gemacht", sagt sie. "Alles mit unseren eigenen Händen aufgebaut."
Marmor von Viareggio nach Stuttgart gekarrt, den Lastenaufzug ins Erdgeschoss in eine Wendeltreppe umgebaut, die Möbel und die Bar gezimmert, Glasbausteine gestapelt, Wände verputzt. Alles möglichst günstig, alles mit Liebe. Zur Eröffnung 1984 kamen 200 Gäste. "Wir haben richtig Gas gegeben und die Stadt hat es uns gedankt. Das Café Stella hat eingeschlagen wie eine Bombe." Es wurde ein Geheim-Tipp. Sogar ein Reiseführer aus Kalifornien empfahl es für Europa-Reisende. Der Renner - damals wie heute: Das große Frühstück. Und der Cappuccino.
5 Kommentare verfügbar
Jim
am 18.08.2015Es gibt keinen Schreibwarenladen mehr in der (Innen-) Stadt,
schon lange keinen Laden für Schrauben und Werkzeug.
Aber Hunderte überflüssiger Shops, die dem Einzelhandel im…