KONTEXT:Wochenzeitung
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"Alles ist Politik"

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Der Karikaturist Kostas Koufogiorgos zeichnet präzise kleine Universen von gesellschaftlichen Abgründen und politischen Desastern. Seine Zeichnungen sind meistens zum Bauchhalten komisch. Und manchmal schlicht zum Heulen. Eine Schaubühne.

2008 kam Kostas Koufogiorgos aus Griechenland nach Deutschland und begann, den Charakter Deutschlands aufzusaugen. Geschichte, Gewohnheiten und Klischees, um seine Geschichten präzise zu erzählen und seine Kritik scharf formulieren zu können. Er las Loriot, recherchierte die Namen deutscher Flüsse, die Charaktere aller Bundesländer, was die Bremer Stadtmusikanten sind und wer gesagt hat: "Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu bauen." "Ich lerne jeden Tag mehr über dieses Land", sagt der studierte Wirtschaftswissenschaftler, "einfach alles, was ich finden kann." 

Kostas Koufogiorgos lebt in Stuttgart und arbeitet als Karikaturist für griechische und deutsche Tageszeitungen und Magazine, unter anderem für die "Lübecker Nachrichten", das "Hamburger Abendblatt", "Cicero" und den "Spiegel". Vom Atomausstieg bis zur Ukraine-Krise übersetzt er politische Fehlleistungen und gesellschaftliche Abgründe in Bilder zum Lachen und solche, die einem das Lachen im Halse stecken bleiben lassen. Er betrachtet sich nicht nur als Zeichner, sondern vielmehr als politischen Journalisten. Und er weiß: "Alles ist Politik."

In der vergangenen Woche hat der Verein "Artikel 5" den Karikaturisten zu einem Vortrag in den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart eingeladen. Die Veranstaltung ist <link http: cams21.de die-karikatur-als-journalistische-waffe _blank>hier als Video und auf der Seite <link http: www.schaeferweltweit.de impressionen-kostas-koufogiorgos _blank>"Schaeferweltweit.de" als Fotostrecke zu sehen.

 

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Herr Koufogiorgos, was macht die Karikatur zur Waffe? 

Sie macht die Macht lächerlich. Sie kann Politiker daran erinnern, dass sie vom Volk gewählt wurden und keine Könige sind. Das erscheint mir manchmal nötig.

Was ist die Aufgabe einer Karikatur? 

Im Gegensatz zum geschriebenen Kommentar hat sie den Vorteil, dass sie dem Leser sofort ins Auge springt. Meist bleibt man beim Zeitunglesen doch an ihr hängen. Wenn der Leser beim Denken auch noch etwas zum Lachen hat, dann ist es gut, es ist aber nicht notwendig. Eine Karikatur ist nicht notwendigerweise ein Witz, und der Karikaturist ist kein Narr.

Gibt es ein Thema, von dem Sie die Finger lassen? 

Ich würde nie nie sagen, aber heikel sind Themen wie Religion, Tod oder die Privatsphäre eines Menschen.

Braucht Satire Respekt?

Unbedingt. Respekt ist wahrscheinlich sogar das Wichtigste. Es gibt im Grunde eine einfache, selbst auferlegte Regel für mich: Ich stelle nichts in einer Karikatur dar, was ich der betreffenden Person nicht auch von Angesicht zu Angesicht sagen würde. Grundsätzlich finde ich zwar nicht, dass Satire Grenzen haben sollte. Aber Respekt, gesunder Menschenverstand und ein wenig guter Geschmack gehören schon dazu.

Wenn Sie sich wünschen könnten, dass eine Ihrer Karikaturen etwas Großes bewegt, was wäre das?

Ganz konkret würde ich derzeit am liebsten mit einem Federstrich Stuttgart 21 stoppen. Generell wünsche ich mir, dass meine Karikaturen dazu beitragen, das oftmals weit verbreitete Stammtischniveau in der öffentlichen Meinung zu reduzieren. Weniger Populismus und Konservatismus wären manchmal ganz schön.

 

Hier geht es weiter zur <link http: koufogiorgos.de>Homepage des Zeichners.


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2 Kommentare verfügbar

  • Helga
    am 02.05.2014
    Antworten
    Karikatur als Waffe, ... als gewaltfreie , raffinierte, treffende, einprägsame und somit lang wirkende Waffe.
    Journalismus der Spitzenklasse! Mehr desselben...
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