Am 26. Oktober 2009 startete die Montagsdemo mit gerade mal fünf Demonstranten, Widerständlern gegen einen Bahnhof, der damals noch kaum im Gespräch und schon gar kein Aufreger war. Später wurden es ein paar Hundert, dann Tausend, nach dem 30. September 2010, dem Schwarzen Donnerstag, waren es kurzzeitig mehrere Zehntausend Bürger, die sich mit Trillerpfeifen und Transparenten am Arnulf-Klett-Platz vor dem Hauptbahnhof trafen.
Mittlerweile ist sie zu einer Institution geworden, da geht man hin, um Flagge zu zeigen, "Schwätzle" zu halten, solche zu treffen, die nach 200 Wochen zu Freunden geworden sind. Künstler sind Montagsdemo-Gänger, Intellektuelle (die Rede von Theaterregisseur Volker Lösch zur Jubiläumsdemo <link file:6984>ist hier verlinkt), Politiker, Musiker, Hartz-IV-Empfänger, viel zitiert, und noch häufiger zitierte Perlenkettenträgerinnen aus Stuttgarts Halbhöhenlage, den Nobelvierteln der Landeshauptstadt – die Montagsdemo, die längste Demonstrationsreihe in Deutschland jemals, vereint all diejenigen Herzen in Baden-Württemberg, die gegen den Tiefbahnhof schlagen. Jede Woche. Immer ab 18 Uhr.
Die Herzen der montäglichen Autofahrer bleiben allerdings kalt. Die müssen nämlich noch ein bisschen länger drum herum stehen, als sie es an normalen Tagen in der Stauhauptstadt Deutschlands ohnehin tun. Auch die Einzelhändler in Stuttgarts Einkaufsmeile, der Königstraße, sind wenig erfreut und meinen, bei all den Demonstrierenden würden die Kunden wegbleiben. Zumindest behaupten dies die CDU-nahen Funktionäre des Einzelhandelsverbands und der IHK - freilich ohne Beweise dafür in Form von Umsatzstatistiken zu liefern.
Stuttgarts Ordnungsbürgermeister mit CDU-Parteibuch, Martin Schairer, will die Demo nun vom Hauptbahnhof weg verlegen. Das versuchte das städtische Ordnungsamt bereits im Jahr 2010. Der Verwaltungsgerichtshof lehnte das Ansinnen jedoch ab, weil die für eine Demo erforderliche öffentliche Wirkung eben direkt vor dem Bahnhof gewährleistet ist und nicht an den von der Stadt vorgeschlagenen Alternativstandorten. Wie der Streit weitergeht, wird die Kontext:Wochenzeitung verfolgen und berichten.
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Doris
am 09.12.2013