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Chapeau, Herr Turner. Ihr Auftritt bei der CDU war große Klasse. Den alten Rommel ausgraben, den knackkonservativen Mayer-Vorfelder angraben, eine Privatstory von der "Bild"-Zeitung auf die Stühle legen und subtil auf den von wem auch immer durchgestochenen Master-Fake des Gegners Renner hinweisen – das muss Ihnen erst einmal einer nachmachen.

In Demut stramm gestanden: OB-Kandidat und Werbeprofi Sebastian Turner nach seiner Noiminierung durch die Stuttgarter CDU. Nur das Stuttgarter Rössle fehlt noch am Revers. Foto: Jo RöttgersChapeau, Herr Turner. Ihr Auftritt bei der CDU-Mitgliederversammlung war große Klasse. Den alten Rommel ausgraben, den knackkonservativen Mayer-Vorfelder angraben, eine Privatstory von der "Bild"-Zeitung auf die Stühle legen und subtil auf den von wem auch immer durchgestochenen Master-Fake des Gegners Renner hinweisen – das muss Ihnen erst einmal einer nachmachen.

Wo lernt man das, Herr Turner? Bei Scholz & Friends oder als rechter Verteidiger bei den Stuttgarter Kickers? Falsch. Das lernt man als aufgewecktes Bürschchen im Stuttgarter Karls-Gymnasium, wo Sie die FAZ gelesen haben, während die anderen Günter Eichs "Inventur" interpretiert haben. Später, wir wissen es, wurde daraus jener Spruch für die "Frankfurter Allgemeine" ("Dahinter steckt immer ein kluger Kopf"), den Sie schon immer hatten.

So einen braucht die Stuttgarter CDU, die nun wirklich keine Wurst mehr vom Teller zieht. Immer nur im Ratskeller rumsumpfen und "We are the champions" grölen ist auf Dauer auch keine Perspektive. Die aber hat die Partei dringend nötig, weil sonst die Reise nach Jerusalem immer frustrierender wird. Nur wer flink auf den Beinen und im Kopf ist, wird künftig einen der Stühle ergattern, die immer weniger wqerden. Dafür werden Sie, der Erneuerer, sorgen. Denn so viel ist klar: Alle zusammen müssen für Greengart schaffen.

Nun gibt es, das müssen Sie bedenken, noch gewisse Restzweifel an dem Erneuerungswillen der Christdemokraten, was in gewisser Weise verständlich ist. Jahrzehntelang haben sie in Hinterzimmern aus ihren Fleischtöpfen gelöffelt, ihre Pöstchen verschoben und zwischendrin die Messer gewetzt. Die einen gegen Oettinger, die anderen gegen Teufel, Schavan oder Mappus. Das schuf Corpsgeist, Versorgungssicherheit und gute Laune und ist jetzt in Gefahr. Kein Wunder, dass die alten Strategen, die im SSB-Waldheim verkniffen in die Saiten gebissen haben, sauer waren. Sie seien ein "Werbefuzzi aus Berlin", haben sie geschimpft und damit nur bewiesen, dass sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben.

Dafür stehen Sie, der Reformer, und der Basisdemokrat Kaufmann, der in seiner Eigenschaft als CDU-Vorsitzender voll auf das einfache Mitglied setzt. Zum ersten Mal durfte es über einen OB-Kandidaten entscheiden – und siehe da: es hat die Zukunft gewählt. Politik als Partizipation. Wo gibt es denn so was? Bei den neuen Christdemokraten, die mehr wollen als gehört werden. Insofern sind Sie voll im Trend, wenn Sie ihn nicht selbst gesetzt haben. Ein kleiner Tipp noch: ein Rössle am Revers würde Ihren Markenkern stärken.


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2 Kommentare verfügbar

  • leoloewe
    am 24.03.2012
    Antworten
    "Showdown in Kesseltown"

    Auch diese gut geölte und fast perfekt organisierte PR-Maschine wird den alten Herren bei der Christlich-Demokratischen Union nicht ohne Weiteres dazu verhelfen können, nochmals an die Macht im Stuttgarter Rathaus zu kommen ...

    Der aktuell wehende Zeitgeist haut…
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