Für diese grundlegende Frage habe die Stadt Stuttgart ein unpassendes Verfahren gewählt. Der Architekt bemüht sich, zu begründen, warum sein Büro trotzdem zugesagt habe: Weil "es nicht in unserer Art liegt, aufzuhören, sondern eher weiter- und möglich zu machen. … Und gerade von dieser kreativen Einstellung sollen Sie ja auch profitieren." Aber er sei doch erschrocken angesichts der hohen Zahl von 24 Teilnehmern. Von Meding macht die Rechnung auf, dass ein Wettbewerbsbeitrag die teilnehmenden Büros jeweils rund 100.000 Euro koste, sodass insgesamt Planungskosten von 2,4 Millionen entstünden, die durch das Preisgeld aber nur zu zehn Prozent abgedeckt seien. "Unternehmerisches Risiko ist immer dabei", schreibt er, "aber dies grenzt an Ressourcenverschwendung."
"Solch eine fehlende Vorauswahl wirkt wie Entscheidungslosigkeit", moniert der Architekt: "Als ob man alles abgreifen möchte, um ja nichts zu verpassen." Bei einer solchen Aufgabenstellung, bei der die Rahmenbedingungen enge Grenzen setzen, sei vorherzusehen, dass zwar 24 Entwürfe, aber nur drei bis vier grundsätzlich verschiedene Lösungsansätze zustande kämen. Da sei es doch besser, gleich nur fünf Büros einzuladen.
Vor allem aber kritisiert von Meding, dass das Wettbewerbsverfahren die Teilnehmer in der Entfaltung ihrer Ideen einschränke. "Es wurde ein Kolloquium eingerichtet", schreibt er, "Teilnahme war Pflicht. Ich habe 24 Stunden investiert, um nach Stuttgart zu kommen. Nur um Formalitäten anzuhören, die schon vorher klar waren." Das hatte sich der Architekt anders vorgestellt: "Ich hatte aufgrund der Wichtigkeit eine gute und eindrucksvolle Einführung erwartet", so der Architekt, "aber es war ein rein bürokratisches Abhandeln."
Lieber penible Vorgaben als große Gedanken
Auf der anderen Seite werde den Teilnehmern völlig unnötige Arbeit aufgebürdet: "Uns hat erschreckt, dass 24 Büros eingeladen werden, aber zum Beispiel einfachste Grundlagen wie ein Geländeschnitt nicht mitgegeben sind. Es wurde ernsthaft erwartet, dass 24 Büros alle nebeneinander für sich selbst solche Grundlagen erstellen. Während die Stadtverwaltung all diese Daten ja hat." Von Meding moniert auch die Verlängerung der Unterfahrung, wenn er schreibt: "Auch sind nur sehr ungenügende Angabe gemacht worden zu bereits beschlossenen Plänen, die in Kürze ausgeführt werden sollen."
Diesem laxen Umgang mit dem eigentlichen Thema des Wettbewerbs stünden penible Vorgaben zu den Formaten der abzugebenden Blätter gegenüber. "Das bedeutet auch, dass alleine durch die Festsetzung der Darstellung große Gedanken ausgeschlossen sind. Hier fehlt uns das Bewusstsein dafür, dass die Art der Darstellung auch etwas mit Inhalt zu tun hat und bestimmte Inhalte in solchen Formaten einfach nicht zu transportieren sind." Auf Details werde offenbar mehr Wert gelegt als aufs große Ganze. "Es muss aber doch darum gehen, ein ganzheitliches Konzept zeigen zu können, an dem die Stadt ihre Identität neu ausrichten kann und woran sie sich für Jahrzehnte orientieren kann. Wir haben deshalb in unserem Büro in Rotterdam ein riesiges Modell von Stuttgart gebaut, um eine neue Lesart der Stadt zeigen zu können. Das dürfen wir Ihnen faktisch gar nicht zeigen."
KAW würde sich "im Dienste der Stadt" ein anderes Wettbewerbsverfahren wünschen. Von Meding bietet weiterhin seine Hilfe an: "Sie können davon ausgehen, dass wir unsere inhaltlichen Erkenntnisse mit Stuttgart teilen werden. Dazu haben wir so wichtige Dinge zu sagen, dass wir denken, es lohnte sich das sowieso zu tun. Zur Not ist das einfach unser Geschenk an die Stadt." Aber: "Im laufenden Verfahren werden wir unseren Beitrag nicht machen."
4 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 08.07.2020Meine Anmeldung zur Veranstaltungsreihe „Zukunftsfelder für den Wirtschaftsstandort Stuttgart“
im Juli 2012
Mi. 04. Nachhaltige Technologien
Di. 10. Wissen für morgen
Dieser…