25 oder noch mehr Millionen Gewehre, Pistolen und Revolver gibt es in Deutschland. Nur knapp sechs Millionen davon sind registriert und in der Hand von rund einer Million erfassten Personen. Laut Nationalem Waffenregister (NWR) stehen etwa zweieinhalb Millionen der legalen Waffen bei JägerInnen im Schrank, eineinhalb Millionen bei SportschützInnen. Und ohne die Europäische Union (EU) samt der von ihr erlassenen Richtlinien zum Thema, das schon so lange nicht mehr umstritten sein dürfte, gäbe es überhaupt kein Register in Deutschland und schon gar keine strikteren Vorgaben. Diese werden am 1. September 2020 endlich in Kraft treten. "Ein Großteil der Neuregelungen", teilte der Bundesrat kurz vor Weihnachten mit, "geht auf EU-Vorgaben zurück."
Überlang ist die Liste der Anlässe, nach denen Bund und Länder selber hätten aktiv werden müssen: 1999 vier Tote in Bad Reichenhall, 2002 vier Tote im Landkreis Freising, acht Wochen später 17 Tote am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, 2006 an einer Schule in Emsdetten 16 Verletzte, 2009 in Winnenden und Wendlingen 16 Tote, 2010 in Lörrach vier Tote und 18 Verletzte, 2016 in München neun Tote, 2020 elf Tote in Hanau. Roman Grafe, der Journalist, der nach dem Blutbad in Winnenden die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen" gründete, hat eine Liste von 250 Toten seit 1990 recherchiert und ins Netz gestellt.
7.000 Beanstandungen in Baden-Württemberg
Grafe findet deutliche Worte. "Schon nach dem Schulmassaker in Erfurt hatten Bundesregierung und Bundestag ausreichend Zeit, den Besitz von tödlichen Waffen für den Schießsport zu unterbinden", heißt es in einem hundertfach und von vielen Prominenten unterzeichnen Aufruf, "wir brauchen kein halbherzig geändertes Gesetz, wir wollen ein Verbot von Mordwaffen als Sportwaffen – sofort." 2016 prognostiziert er bei einer Anhörung im Bundestag, dass die Mehrheit "wahrscheinlich wieder wirksame Verschärfungen ablehnen" werde. Den Preis "für diese anhaltende Ignoranz gegenüber menschlichem Leid müssen wieder andere zahlen". Und Grafe verweist ebenfalls darauf, wie der Kurs der EU in der Bundesrepublik regelmäßig unterlaufen wird.
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Julian K.
am 27.02.2020