KONTEXT:Wochenzeitung
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"Das ist Leuchtturm-Geschwätz"

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Die Opernsanierung in Stuttgart polarisiert: Ein Ja oder Nein zu den aktuellen Plänen werde oft gleichgesetzt mit "Bist du für oder gegen Kultur?", beklagen Guntrun Müller-Enßlin und Hannes Rockenbauch. Sie kritisieren das Fehlen einer Kontrollinstanz – und machen Alternativvorschläge.

Guntrun Müller-Enßlin, Theologin, Pfarrerin und Autorin, und Hannes Rockenbauch, Architekt, sitzen beide für das parteifreie Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) im Stuttgarter Gemeinderat – Müller-Enßlin seit 2014, Rockenbauch seit 2004. Beide sind zudem Mitglieder des Verwaltungsrats der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, zu denen die Oper gehört. Müller-Enßlin, die auch Kultursprecherin der Fraktionsgemeinschaft "Die Fraktion" ist (zu der SÖS gehört), hat sich vermutlich intensiver mit den Kosten der Opernsanierung beschäftigt als jeder andere im Gemeinderat. (red)

Frau Müller-Enßlin, Herr Rockenbauch, die Süddeutsche Zeitung hat im Zusammenhang mit der Stuttgarter Opernsanierung von "unfassbaren Summen" gesprochen; es würde auch Fachleuten nicht leicht fallen, zwischen der "Bewahrung des Kulturerbes" und "übertriebener Renommierlust" zu unterscheiden. Geht es hier wirklich um Renommierlust?

Müller-Enßlin: Ja natürlich. Ich bin überzeugt, man kriegt das günstiger hin. Ich bin keine Fachfrau, aber so viel Grips habe ich, dass ich sagen kann: Eine solche Summe in ein einzelnes Bauprojekt zu stecken, das steht in krassem Missverhältnis zu dem, was für das Personal ausgegeben wird. Ich würde lieber in Menschen investieren.

Die Oper benötigt angeblich 10.450 Quadratmeter mehr Flächen als bisher. Hat irgendjemand  geprüft, ob das in dieser Größe notwendig ist?

Müller-Enßlin: Nicht, dass ich wüsste.

Rockenbauch: Es gab eine Diskussion über das Konzept des Büros Kunkel, aus dem die Raumvorstellungen kamen. Die sind da sogar mit noch mehr Bedarf reingegangen, und dann gab es ein Feilschen um die Quadratmeter. Aber in der Komplexität des Raumprogramms gab es für uns nur einen groben Überblick und keine detaillierten Einblicke. Die Oper sagt, mehr als zwei Drittel davon seien betriebsnotwendig.

Dann könnte man im Umkehrschluss sagen: Ein Drittel ist nicht betriebsnotwendig.

Müller-Enßlin: Das ist genau der Punkt: Ich kann nicht sagen, das brauchen wir und das nicht. Ich muss mich da auf Fachleute verlassen.

Die Staatstheater sagen, die geforderte Kreuzbühne koste nicht viel, zwischen 20 und 35 Millionen. Da die Bühnentechnik sowieso ausgetauscht werden müsse, falle der Posten kaum ins Gewicht. Für die Kreuzbühne muss aber auch ein Gebäudeflügel versetzt werden. Ist das teuer?

Rockenbauch: Es heißt 20 Millionen. Wir warten gerade auf Terminvorschläge, um die Gutachten einzusehen. Die sind wirklich dick, aber da haben wir dann endlich mal belastbare Zahlen. Um ein Gefühl zu kriegen: Ist da noch irgendwo Luft drin?

Müller-Enßlin: Es fehlt ein Kontrollgremium. Das kann nur jemand sein, der sich auskennt. Eigentlich soll der Verwaltungsrat kontrollieren. Er kann aber gar nicht kontrollieren, weil ihm die Fachkompetenz fehlt. Ich kann in diesem Gremium nur mit meinem gesunden Menschenverstand rangehen und sagen, ich weiß, was man für eine Million bauen kann und das hochrechnen, auf das Tausendfache. Die CDU sagt im Moment: wir zahlen 300 Millionen von der Stadt, mehr geht nicht. Für mich ist das nicht der falscheste Weg. Wir bekommen im Verwaltungsrat zehnseitige Papiere, anhand derer wir entscheiden sollen. Wir mussten sogar beantragen, das Kunkel-Gutachten überhaupt sehen zu können. Niemand außer unserer Fraktion hat das getan.

Rockenbauch: Das ist das Thema der Transparenz: Wie werden Entscheidungsträger informiert und vorbereitet, und generell die Öffentlichkeit? Wir wissen von Stuttgart 21, dass es da auch bei den Bürger*innen Kompetenzen gibt, zum Beispiel Ingenieur*innen, die wissen, wie die Fluchtwege aussehen müssen und so weiter – all diese Themen, die verspielt man hier, um eine Alternativlos-Lösung durchzudrücken.

Müller-Enßlin: Der Verwaltungsrat ist sehr verführbar, lenkbar, missbrauchbar. Man wird an der kurzen Leine geführt, bekommt nur bröckchenweise Informationen und soll sich in zwei Stunden eine Entscheidung abringen, die für die Ewigkeit ist. Das geht nicht!

Wer müsste denn nun wirklich kontrollieren?

Müller-Enßlin: Jemand, der Ahnung hat. Und jemand, der parteiisch ist, nämlich parteiisch für die Stadt.

Rockenbauch: Die Öffentlichkeit wäre die entscheidende Kontrollinstanz. Die Weisheit der vielen bei der Betrachtung eines Problems.

Bei der Verkündung dieser Zahl – eine Milliarde! – schwang ein seltsamer Stolz mit.

Transparenz und Quadratmeter

10.450 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche benötigt das Stuttgarter Opernhaus, steht in dem Sanierungskonzept, welches das Land über sein Beteiligungsportal ins Netz gestellt hat. Das bedeutet rund 36 Prozent mehr als bisher. Wie kommt diese Zahl zustande? Sie beruht auf dem Gutachten des Büros Kunkel, das nun ebenfalls dort zu finden ist, auf einer eigenen Seite mit zahllosen Dokumenten, unter denen sich freilich die eigentliche Grundlage, die Befragung der einzelnen Abteilungen des Hauses, nicht findet, über die Kontext vor drei Jahren berichtet hat. Dem Kunkel-Gutachten zufolge braucht die Oper netto 9.851 Quadratmeter, einschließlich Verkehrswegen 11.821 Quadratmeter zusätzlich. Nun gibt es im Beteiligungsportal noch ein weiteres Gutachten des Büros Walter Kottke aus Bayreuth vom 28. September 2018. Darin heißt es: "Die ursprüngliche Bedarfsanmeldung der WST [Württembergischen Staatstheater] lag höher und wurde vorab durch die WST bereits um 5.689 Quadratmeter gekürzt." Demnach hätte die Oper ursprünglich einen zusätzlichen Flächenbedarf von 16.155 Quadratmeter angemeldet und diesen dann "im Zeitraum Mai bis Juli 2018" auf 10.919 Quadratmeter reduziert. (dh)

Rockenbauch: Für mich hat das viel mit Symbolpolitik zu tun: Es heißt, endlich tut man mal was für Kultur und macht das daran fest, was man für ein Bauwerk ausgibt. Da beginnt eine Verkürzung. Dafür, dass Kultur endlich auch mal Geld bekommen soll, dafür wird diese Milliarde ein Symbol. Deshalb gibt es viele Menschen, die das mit Zähnen und Klauen verteidigen. Dieses falsche Symbol und der Stolz verhindern die eigentlich nötige Diskussion: über Arbeitsbedingungen, Förderbedingungen, Partizipation an Kultur und die Entwicklung des öffentlichen Raums.

Aber es gibt ja Alternativen. Der Littmannbau als Ort fürs Ballett, und für die Oper ein neues Gebäude. Das wäre für die Mitarbeiter auch eine Verbesserung.

Rockenbauch: Das ist unser Problem. Alle guten Vorschläge, die gemacht werden von Bürgern, fallen aus diesem alternativlosen Raster heraus. Es gab im letzten Frühjahr den offiziellen Beschluss des Verwaltungsrats: Herr Kuhn, die Alternativen von Aufbruch Stuttgart wollen wir geprüft haben! Der hat gesagt, das machen wir. Wir meinten: Aber dann bitte nicht so abstrakt wie bisher: Wir wollen eine Planung der Alternativen auf Augenhöhe, auch Kostenschätzungen dafür, damit wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Doch genau das ist nicht passiert. So können die heute auftreten und sagen: Dies ist die einzige Alternative.

Diese Milliarde provoziert natürlich Vergleiche: Was kriegt man für so eine gigantische Summe  sonst? Sie haben im Kontext-Gespräch (November 2019, "Die Oper gehört allen") zuletzt von maroden Schulgebäuden gesprochen. Die Befürworter der Sanierung brandmarken so etwas als Populismus. Darf man vergleichen?

Rockenbauch: Wenn wir über Architektur und Planung reden, geht es immer um die Frage: Wer bekommt wie viel, welche Macht- und Herrschaftsverhältnisse drücken sich darin aus? Planung ist immer ein politischer Prozess. Was jetzt aber passiert, ist eine Immunisierung, als hätte diese Entscheidung nichts mit Politik zu tun. Das haben wir auch beim Bahnhof erlebt, wo es hieß: Du Bürger hast mir nicht zu sagen, wie Bahn geht! Jetzt heißt es: Wenn ihr gegen das Symbol Bauwerk seid, dann seid ihr gegen Kultur. Erst durch diese unzulässige Gleichsetzung zieht das Populismus-Argument, denn dann kann man sagen: Du willst wohl lieber Schule als Kultur. Dabei reden wir über ein Gebäude. Genauso wie ein Schulgebäude allein noch keine Bildungspolitik macht, macht der Littmannbau allein noch keine Kultur!

Auf der einen Seite heißt es, die Oper sei für alle da. Auf der anderen Seite formuliert der geschäftsführende Intendant Marc Oliver Hendriks für den Förderverein, es sei wichtig, dass sie "in den Spitzen der Gesellschaft verankert" ist. Die Staatstheater beanspruchen die Hälfte der städtischen Kulturförderung, ebenso viel vom Land, und jetzt während der Sanierung sollen sie jährlich jeweils nochmal so viel verschlingen. Wo ist da die Balance?

Müller-Enßlin: Ich finde, da steckt schon eine ordentliche Portion Arroganz drin. Mit einem solchen Betrag an die Öffentlichkeit zu gehen, das muss man sich erst einmal trauen. Ich glaube, ich bin nicht verdächtig, etwas gegen Kultur zu haben. Bei den letzten Haushaltsberatungen haben wir uns sehr hervorgetan als diejenigen, die versucht haben, gerade die kleineren Kultureinrichtungen zu fördern. Ich muss das nochmal betonen: Es geht um ein Gebäude. Natürlich sollen die Leute, die da arbeiten, gute Bedingungen haben.

Rockenbauch: Nochmal zum Populismus-Vorwurf: Ich habe kein Problem damit, wenn jemand sagt: ja, das ist eine Milliarde Euro wert. Ich habe nur ein Problem, wenn man sagt: Das muss jetzt sein, und wenn du dagegen bist, bist du gegen Kultur. Meine Argumentation ist eher: Wenn das jetzt wichtig ist für die Kultur, ok, dann gibt es aber auch noch andere wichtige Themen. Dann, liebe Befürworter, verlangt eben auch eine Milliarde fürs Wohnen, und eine Milliarde für den Verkehr, und fürs Klima noch viel mehr, denn das ist das Allerwichtigste. Leider findet sich niemand, weder in der Politik, noch in der Kulturlandschaft, der sagen würde, das machen wir eben alles. Übrigens: Ich glaube, wenn man das wollte, das Geld wäre da.

Das heißt, Stuttgart könnte sich das leisten, müsste es sich aber auch auf anderen Gebieten leisten?

Müller-Enßlin: Da denke ich anders. Ich würde prüfen wollen, welche Dinge es wert sind, dass man in den Milliardenbereich geht, um Finanzmittel entsprechend zu gewichten. Es handelt sich schließlich um Steuergelder aller Bürgerinnen und Bürger. Bei den Dingen, in die man vorrangig investieren muss, fällt mir als erstes das Klima ein. Dort stellt man in Stuttgart aber nur 200 Millionen bereit. Demgegenüber ein einzelnes Kultursegment mit rund einer Milliarde zu bedienen, halte ich für unverhältnismäßig, ja dreist.

Rockenbauch: Ich finde, dass diejenigen, die diese Milliarden-Sanierung unbedingt wollen, auch sagen müssten: es kommt wegen dieser Milliarde für die Oper nichts Anderes zu kurz. Das sagen die aber nie. Wir dagegen sind an Alternativvorschlägen dran, um billiger zu sein oder einen größeren städtebaulichen und kulturellen Mehrwert zu kriegen.

Noch einmal ein Zitat aus der SZ: "Eine mögliche Volksabstimmung über die Oper in Stuttgart würde einen ganz neuen Kampfplatz zwischen Demokratie und Kunst in Deutschland eröffnen". Sind Sie für eine Volksabstimmung?

Müller-Enßlin: Es muss alles auf jeden Fall transparenter ablaufen.

Die Kunstministerin Theresia Bauer spricht von einer Vielfalt an Beteiligungsformen und Transparenz. Allerdings sieht sie die Sache letztlich doch alternativlos. Zitat in der StZ: "Wie kann man ernsthaft auf die Idee kommen, das Opernhaus mit seiner grandiosen künstlerischen Tradition zu verlassen?"

Müller-Enßlin: Das ist billige Polemik. Das Problem ist doch, dass man nie günstigere Alternativen geprüft hat. So bleibt nur die Wahl, zum gegenwärtigen Vorschlag Ja zu sagen oder Nein – und dann wird dieses Ja oder Nein auch noch gleichgesetzt mit einem "Für oder gegen Kultur sein". Das ist perfide, eine unzulässige Verengung, mit der diejenigen, die die Sanierung befürworten, aber die exorbitante Summe kritisieren, in die Ecke der Kulturignoranten gestellt und abqualifiziert werden.

Rockenbauch: Die Grundvoraussetzung für ein demokratisches Gemeinwesen ist, dass über gesellschaftlich Relevantes Öffentlichkeit herrscht. Nur dann kann eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe stattfinden. Eine großartige Tradition hängt nicht nur an Gebäuden. Gebäude haben zwar ein enormes kulturelles Gedächtnis und sind ein historisches Erbe. Deshalb haben wir auch für den Bonatz-Bahnhof gekämpft. Aber den Littmann-Bau will ja keiner abreißen. Diejenigen, die die jetzigen Pläne befürworten, sind die Abreißer! Den Böhm-Pavillon rausreißen, den Littmann-Bau verstümmeln und so weiter! Ich halte es für gefährlich, wenn man die Gebäude- und die Geldfrage gleichsetzt mit der Frage nach Kunst- und Kunstfreiheit. Es geht nicht darum, dass wir Herrn Hendriks, Herrn Schoner, Herrn Kosminski oder Herrn Detrich (Anm. der Red.: die Intendanten der Staatstheater) sagen, was aufzuführen ist, das wäre in der Tat eine gefährliche Debatte. Wir wollen Transparenz und Mitbestimmung über Alternativen, Standorte und Kosten.

Nochmal nachgehakt: Wie stehen Sie zur Frage der Volksabstimmung?

Rockenbauch: Es gibt dabei eine Schwierigkeit, wir haben das bei Stuttgart 21 erlebt. Eine Alternativlos-Abstimmung bei der Oper ist nicht unser Ziel, wir wollen ja nicht Nichtstun oder kein Geld ausgeben. Bei einer Volksabstimmung droht wieder die Verkürzung: Bist du für oder gegen Kultur. Wir dagegen wollen einen Entscheidungsprozess über Alternativen haben. Dazu braucht es aber erstmal seriöse Alternativplanungen ...

Was sind denn Ihre Vorstellungen bei der Opernsanierung?

Müller-Enßlin: Bei dieser Summe, die auf dem Tisch liegt, müssten wir ein Fachgremium bilden, das sagt: Moment, das muss billiger zu haben sein. Klar ist, es muss saniert werden, es geht um gute Arbeitsbedingungen. Aber so, dass es verträglich wird, also nicht um diesen Preis.

Rockenbauch: Bürger und Fraktionen können nicht auf Augenhöhe mit dem Amt "Vermögen und Bau" und dem Büro Kunkel sein, die jetzt jahrelang Kosten gerechnet haben ...

Die fünf Alternativvorschläge, die der Verein Aufbruch Stuttgart vorgelegt hat, sind alle für einen Neubau ...

Müller-Enßlin: Wir haben auch Vorschläge gemacht. Das Paketpostamt als dauerhafte kulturelle Spielstätte, ob Oper oder nicht, ist erst mal zweitrangig, und dann behutsame Sanierung der Oper im Bestand. Die Alternativen wurden nie geprüft. Es wurde immer nur dieser eine Plan verfolgt. Das rächt sich jetzt.

Rockenbauch: Wir wollten auch über eine dritte kulturelle Spielstätte diskutieren, da wurde uns gesagt: Das geht nicht, da braucht man ja mehr Personal, das sind dann dauerhafte Kosten. Aber was ist denn so schlimm, wenn es noch mehr Künstler gibt, noch mehr Vorführungen?

Publizistisch werden die Kritiker der Milliardensanierung auf regionaler Ebene, also was etwa StZ und StN betrifft, ziemlich allein gelassen ...

Rockenbauch: Das ist wie bei Stuttgart 21. Das lässt sich nur damit erklären, dass es um 'große Politik' geht, also mehr um Standort, Marketing und Leuchtturm-Geschwätz als um Kulturpolitik. Und da will sich keiner eine Blöße geben und als Kulturbanause dastehen.

Wenn der Plan so umgesetzt wird, könnte das weitere Gräben in der Stadtgesellschaft aufwerfen?

Rockenbauch: Wohl nicht in der Mobilisierungsform wie bei S 21. Was aber unter der Oberfläche passiert und nicht wie bei S 21 auf der Straße, hat nicht die Chance, fortschrittliche Bahnen zu finden.

Müller-Enßlin: Das ist schon längst passiert. Die ganz große Empörung bleibt aus; Kommentare wie: abgehoben, nicht mehr ganz normal, Realitätsverlust usw. hört man zwar permanent im Gespräch mit Bekannten und Nachbarn, aber damit ist es dann auch erledigt.

Ein gewisses Ohnmachtsgefühl?

Müller-Enßlin: Dieses Gefühl: Man kann eh nichts machen, das ist Stuttgart.

Rockenbauch: Diese innere Auswanderung, diese Verabschiedung von Politik, ist in heutigen Zeiten verdammt gefährlich. Da kommen dann diese Stimmen: zu viele Ausländer im Kulturbetrieb, alles pervertiert, alles entartet, nur noch für wenige. Das geht ganz schnell. Da werden dann Ressentiments und berechtigte Kritik vermischt. Die Leute haben, etwa beim Thema Mieten, eine reale Erfahrung, dass für ihre Probleme nicht so geklotzt wird. Da knüpfen auch Rechte an. Damit es nicht unter der Oberfläche gärt, braucht es eine offensive Auseinandersetzung. Deswegen ist es so gefährlich, wenn selbst fortschrittliche kulturaffine Menschen es nicht schaffen, bei diesen Fragen zu differenzieren. Genau dann laufen wir in eine Falle, dann machen wir es den Rechtspopulisten zu einfach.


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6 Kommentare verfügbar

  • Magdalena Schrade
    am 03.02.2020
    Antworten
    Das Interview bringt wenig Erkenntnisgewinn.
    Frau Müller-Enßlin ruft nach Experten, Herr Rockenbauch erliegt dem Aufbruch Stuttgart.
    Experten kann man sich so aussuchen, dass sie die Meinung des Auftraggebers untermauern.
    Der Aufbruch Stuttgart macht viel Wirbel, ist aber in keiner Weise…
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