Wer genauer wissen will, wie es um die Staufen-Stiftung bestellt ist, muss wie Kontext beim Schultes nachbohren. Und dessen schriftliche Antwort offenbart Überraschendes. "Bis dato wurden rund 1,19 Millionen Euro an Einnahmen erzielt und zwar nicht nur durch Spenden, sondern auch durch größere Benefizaktionen wie zuletzt die große Lotterie 'Los! Für Staufen.' mit dem Verkauf von 50.000 Losen", teilt er per Mail mit.
Was zunächst nach viel klingt, schrumpft im nächsten Satz zusammen. "Dem stehen Ausgaben für die professionelle Begleitung durch eine Kommunikationsagentur, Produktionskosten zum Beispiel für 5.000 Staufenkrüge und 1.000 Staufentaschen, Briefmarkensets etc. in Höhe von circa 625.000 Euro gegenüber", beziffert Benitz die Passiva-Seite. "Derzeit stehen somit rund 520.000 Euro an Stiftungsvermögen zur Verfügung", so die aktuelle Bilanz nach fast zehn Stiftungsjahren. Wer den Taschenrechner bemüht, kommt allerdings auf 565 000 Euro, die momentan auf Konten der Stiftung liegen sollten.
Bisher floss kein Cent für die Opfer
Unstrittig ist, dass die Werbe- und Verwaltungskosten der Staufen-Stiftung einen außergewöhnlich hohen Anteil von rund 53 Prozent ausmachen. Zum Vergleich: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das auf Antrag die Seriosität von Spendenorganisationen prüft und mit einem Spenden-Siegel bestätigt, hat eine Höchstgrenze für Werbe- und Verwaltungsausgaben festgelegt. Im Durchschnitt aller Siegel-Organisationen liegt der Anteil bei rund 14 Prozent.
Anders gesagt: Spendengelder, die an die Staufen-Stiftung gehen, stehen nicht einmal zur Hälfte den potenziellen Empfängern, den Opfern der Risse-Katastrophe zur Verfügung. An den zahlreichen Benefizaktionen haben bislang vor allem die Freiburger Werbeagentur Identis, einige Merchandising-Hersteller und die Deutsche Post verdient. Nicht zu vergessen das Finanzamt, das Mehrwert- und Lotteriesteuer bei Krügen und Verlosungen kassierte.
Darüber hinaus verschweigen die Stiftung und ihr Vorstandsvorsitzender, dass bis heute kein einziger Euro für "die Beseitigung von Gebäudeschäden" ausgegeben wurde, was laut Satzung der eigentliche Stiftungszweck ist. Dies bestätigt Stiftungsvorstand Helmut Zimmermann auf Kontext-Anfrage: "Die Stiftung hat noch keine Gelder für Entschädigungen ausgegeben."
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Peter Meisel
am 14.06.2019