KONTEXT:Wochenzeitung
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Bruch und Aufbruch

Bruch und Aufbruch
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Kretschmanns Angst vor dem "Mappus-Syndrom" hat bei unseren Lesern heftige Reaktionen ausgelöst. Der Text, geschrieben von Ex-Porschesprecher Anton Hunger, verkünde einen "völlig angestaubten Paternalismus, eine neofeudale Deutungshoheit und eine Fetischisierung des Citoyen".

So lautete der Vorwurf, der sich in leicht abgewandelter Form durch viele Kommentare zog. Hunger hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie der designierte Ministerpräsident in Sachen Stuttgart 21 handeln sollte, um glaubwürdig zu bleiben. Er empfahl den Weg einer offenen und ehrlichen Kommunikation.

Das ist, gerade bei diesem Thema, ein schwieriges Geschäft. Schwierig deshalb, weil sich in dieser Debatte Köpfe und Konflikte in einem scheinbar unentwirrbaren Knäuel verwickelt haben. Insoweit steht es beispielhaft für eine Zeit, in der es keine eindeutigen Wahrheiten mehr gibt. Auch "Kontext:Wochenzeitung" hat sie nicht. Auch wir befinden uns im Stadium des Experimentierens - – wie das ganze Land. Aber genau das macht die Faszination aus. Wenn nichts mehr festgefügt ist, dann schafft das Freiraum für Gedanken, die das eine oder andere Muster durchbrechen, das eine oder andere geistige Gebäude, in dem man sich wohnlich eingerichtet hat, zum Wackeln bringen könnten.

Wenn Aufbruch ist im Land, wie es heißt, dann bedeutet das auch Bruch. Mit lieb gewonnenen Gewohnheiten, mit selektiver Wahrnehmung, mit ideologischer Ignoranz, was nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln ist. Das anything goes ist nicht das Programm von "Kontext:Wochenzeitung", das Weiten und Verbreiten des Blickwinkels hingegegen schon. Dazu gehört das  Interview mit dem Rapper Max Herre, der mit neuem  Stolz nach Stuttgart zu seinen Eltern in den Stuttgarter Westen fährt. Die Schwaben, sagt er, haben keine Lust mehr auf das gebückte Gehen. Dazu zählt  auch die neue Rubrik "Kabinenpredigt", zu der wir kritische Zeitgenossen in die Seilbahn auf den Waldfriedhof einladen. Den Anfang macht,  passend zum 1. Mai, der streitbare Betriebsseelsorger Paul Schobel.  

Auf der "Denkbühne" reißt der Nürtinger Cellist Steven Walter ("Beethoven, wir haben ein Problem") die Mauern der Hochkultur ein. Er will weg vom Selbstmitleid und hin zu einer phantasievollen Aufführungskultur. Ebenfalls neu ist die "Post aus Berlin", mittels der uns Autor Hans Peter Schütz mit Hintergründigem aus dem politischen Treibhaus versorgen wird. Unter besonderer Berücksichtigung der Akteure aus dem Lande. Noch weiter hinaus über den Kesselrand geht es bei Meinrad Heck, der sich um einen besonderen Freund des ägyptischen Despoten Mubarak kümmert. Um einen gewissen Hussein Salem, der seine Spuren auch in Baden-Württemberg hinterlassen hat.

Zum Schluss noch eine Anmerkung, die auf Vergangenes und Künftiges verweist. Der Text von Rainer Nübel ("Wie Medien ticken") in der letzten Ausgabe fand Widerhall in der Branche (turi2, bild.blog, Nachdenkseiten) und in der Leserschaft. Die Glaubwürdigkeit der Medien, wird uns gesagt, sei untrennbar mit ihrer Transparenz verbunden, und deshalb werde "Kontext:Wochenzeitung" dringend gebraucht in Baden-Württemberg. In diesem Sinne sind wir wieder bei der Stuttgarter Stiftung Geißstraße anzutreffen. Die dritte Auflage von "Wie Medien ticken" findet am 6. Mai um 19 Uhr in der Geißstraße 7 statt.                  


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1 Kommentar verfügbar

  • canislauscher
    am 01.05.2011
    Antworten
    "Er empfahl den Weg einer offenen und ehrlichen Kommunikation."

    Nein, das tat er nicht.

    Oder doch, er tat es.

    Allerdings das, was er darunter zu verstehen gelernt hat, ergo: immer noch versteht.

    Die Kritik der Leser arbeitet sich genau daran ab.

    Wer (immer noch) glaubt, Politik sei…
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