Weltweit werden jährlich 300 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, darunter Milliarden von Plastikflaschen und -tüten. Größtenteils sind die Produkte nach einmaligen Gebrauch Abfall, der oftmals in der Umwelt entsorgt wird. Mehr als acht Millionen Tonnen Flaschen, Tüten, Becher, Sandalen und Zigarettenfilter landen pro Jahr im Meer, wo schon heute gigantische Plastikstrudel treiben. Videos im Netz zeigen, wie Traumstrände im Müll versinken. Noch trauriger machen Aufnahmen von toten Seevögel, Schildkröten und Fischen, die qualvoll verenden, weil sie buntes Plastik mit Futter verwechseln. Die Kunststoffteilchen verkleben die Mägen der Tiere, so dass sie verhungern.
Das will die Europäische Kommission verhindern: mit einem Verbot von Wattestäbchen, Trinkhalmen, Einwegbesteck und Luftballonhaltern aus Kunststoff, wie Umweltkommissar Frans Timmermans Ende Mai ankündigte. Prompt ertönten Stimmen, die das Vorhaben in der Luft zerrissen. "Deutschland ist ein Musterland für den verantwortlichen Umgang mit Rohstoffen und Müll. Wir brauchen den Zeigefinder aus Brüssel nicht und erst recht keine neuen Verbote", <link https: www.bz-berlin.de berlin kolumne hier-in-deutschland-brauchen-wir-das-neue-eu-plastikverbot-nicht external-link-new-window>kritisierte etwa Kolumnist Gunnar Schupelius in der "Berliner Zeitung". Deutsche Plastiktüten landeten gar nicht im Meer, sondern in der gelben Tonne, Kaffeebecher fände man überwiegend im Müll wieder und Plastikbesteck verschwinde in der Müllverbrennungsanlage, wo es als Brennstoff sehr willkommen sei, schrieb der "BZ"-Redakteur. Auch anspruchsvollere Medien stimmten in die Kritik ein. "Die EU scheint endlich ihre neue Glühbirne gefunden zu haben", <link https: www.cicero.de wirtschaft plastik-verbot-eu-strohhalme-messer-gabel-bequemlichkeit-umwelt external-link-new-window>glossierte Bastian Brauns im "Cicero". Wir erinnern uns: Als die EU 2009 das Aus für den glimmenden Wolframdraht verkündete, läutete sie damit für manche Zeitgenossen den Niedergang der europäischen Industriekultur ein. Was bekanntlich nicht eintraf.
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grischdian kimmerer
am 22.07.2018