Männerpolitik ist ein Begriff, der oft missverstanden wird. Ist der herkömmliche Politikbetrieb nicht stets Männerpolitik gewesen, im Sinne der selbstverständlichen "geschlechtsblinden" Besitzstandswahrung männlicher Privilegien? "Emanzipatorische" oder "kritische" Männerpolitik, wie sie in der Fachliteratur genannt wird, meint hingegen den Versuch, männliche Interessen, Bedürfnisse und auch Diskriminierungen unter Genderaspekten zu betrachten und entsprechend Einfluss zu nehmen – in einem eigenständigen Politikfeld, nicht als bloßes Anhängsel von Frauenförderung.
Diese Deutung hat sich noch nicht überall durchgesetzt. Geschlechterpolitik war lange Zeit, historisch durchaus verständlich, ausschließlich Frauensache. Sie wurde von den Akteurinnen auch so definiert: als Gleichstellungsstrategie "von und für Frauen", als Ausgleichspolitik, bei der Frauen gewinnen und Männer auf Privilegien und Vorrechte verzichten sollten. Selbst Männer, die mit feministischen Zielen im Grundsatz sympathisierten, hatten in diesem Umfeld kaum Gelegenheit, eigene Perspektiven einzubringen. Männer waren bei der Institutionalisierung von Frauenanliegen seit den 1980er Jahren, als in Behörden und Unternehmen die ersten Frauenbeauftragten ihr Amt übernahmen, schlicht keine Adressaten von Gleichstellungspolitik. Sie galten nicht als hilfsbedürftig und damit auch nicht als förderungswürdig.
Männer, Migration, Milieus – klingt nach Gedöns
Erst vor ein paar Jahren ist Männerpolitik in Deutschland zu einem öffentlich sichtbaren Thema geworden. Im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entstand 2010 unter der damaligen Amtsinhaberin Kristina Schröder (CDU) das Referat "Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer", allerdings nur gering budgetiert und mit wenigen Planstellen ausgestattet. Abgesehen von dem ausgelagerten Projekt "Neue Wege für Jungs", das männlichen Jugendlichen Perspektiven in erzieherischen und pflegerischen Berufen ermöglichen wollte, wurden zuvor keine männerpolitischen Akzente gesetzt. Ein einziger Mitarbeiter im Ministerium war einst für "Männer, Migration, Milieus" zuständig – die Aufzählung klang eher nach Kabarett und Gedöns. Die wenigen parlamentarischen Anfragen zum Thema Männer und Jungen hatten einen arbeitsmarktpolitischen Hintergrund: Unternehmer machten sich Sorgen um das schwache Qualifikationsniveau männlicher Schulabgänger. Es drohe ein vorwiegend "männliches Proletariat", warnte Mitte der Nullerjahre der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Ähnlich argumentierte ein Gutachten des Aktionsrates Bildung im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.
4 Kommentare verfügbar
Fritz Meyer
am 14.03.2018Vielleicht solltest Du mal besser die Scheuklappen runternehmen und dich mehr damit beschäftigen. Sonst war…